Arbeitsbereich Geschichtsdidaktik / History Education, Universität Hamburg

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Eine geschichtstheoretisch-geschichtsdidaktische Unterhaltung mit ChatGPT

26. März 2023 Andreas Körber Keine Kommentare

nicht schlecht, aber an wesent­li­chen Stel­len dann doch noch for­mel­haft. Aber bes­ser als befürch­tet. Inter­es­sant, wie unter­schied­lich ChatGPT auf Rück­fra­gen (gera­de auch auf sol­che, die nach Impli­ka­tio­nen des Vor­her gesag­ten fra­gen und es hypo­the­tisch in Fra­ge stel­len) anders ant­wor­tet als auf direk­te Kri­tik (aus­wei­chend).

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  • andreas.koerber: Dif­fe­ren­zie­re unter­schied­li­che Ver­ständ­nis­se bzw. Aspek­te von “Prä­sen­tis­mus” in der Geschichts­theo­rie!
    Prä­sen­tis­mus” ist ein Begriff, der in der Geschichts­theo­rie ver­wen­det wird, um eine Hal­tung oder Pra­xis zu beschrei­ben, die ana­chro­nis­tisch oder unhis­to­risch ist. Es gibt ver­schie­de­ne Ver­ständ­nis­se und Aspek­te von Prä­sen­tis­mus in der Geschichts­theo­rie, die im Fol­gen­den näher erläu­tert werden:
    • Ana­chro­nis­ti­scher Prä­sen­tis­mus: Die­se Form des Prä­sen­tis­mus tritt auf, wenn man eine heu­ti­ge Hal­tung oder eine moder­ne Per­spek­ti­ve auf his­to­ri­sche Ereig­nis­se oder Per­so­nen anwen­det. Dies bedeu­tet, dass man his­to­ri­sche Ereig­nis­se durch eine moder­ne Lin­se betrach­tet und moder­ne Wer­te oder Idea­le auf his­to­ri­sche Ereig­nis­se anwen­det, die die­se nicht hat­ten. Zum Bei­spiel könn­te ein moder­ner His­to­ri­ker den­ken, dass alle Men­schen glei­che Rech­te haben soll­ten, und dann die Hand­lun­gen his­to­ri­scher Figu­ren kri­ti­sie­ren, die dies nicht getan haben, ohne zu berück­sich­ti­gen, dass sie in einer ande­ren Zeit und in einem ande­ren Kon­text gelebt haben.
    • Zeit­ge­nös­si­scher Prä­sen­tis­mus: Die­se Form des Prä­sen­tis­mus tritt auf, wenn man eine his­to­ri­sche Per­spek­ti­ve auf zeit­ge­nös­si­sche Ereig­nis­se anwen­det. Zum Bei­spiel könn­te man eine bestimm­te poli­ti­sche Ent­schei­dung kri­ti­sie­ren, ohne die dama­li­gen Bedin­gun­gen oder die poli­ti­schen Hin­ter­grün­de zu berücksichtigen.
    • Metho­di­scher Prä­sen­tis­mus: Die­se Form des Prä­sen­tis­mus tritt auf, wenn man his­to­ri­sche Ereig­nis­se durch die Metho­den und Tech­ni­ken ana­ly­siert, die in der heu­ti­gen Zeit ver­wen­det wer­den. Zum Bei­spiel könn­te man ver­su­chen, his­to­ri­sche Ereig­nis­se durch sta­tis­ti­sche Metho­den zu ana­ly­sie­ren, obwohl die­se Metho­den zu der Zeit, als das Ereig­nis statt­fand, nicht ver­füg­bar waren.
    • Tech­no­lo­gi­scher Prä­sen­tis­mus: Die­se Form des Prä­sen­tis­mus tritt auf, wenn man his­to­ri­sche Ereig­nis­se oder Figu­ren durch die Per­spek­ti­ve von heu­ti­gen Tech­no­lo­gien oder Inno­va­tio­nen betrach­tet. Zum Bei­spiel könn­te man die Rol­le der Dampf­ma­schi­ne in der Indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on über­schät­zen und den Bei­trag ande­rer Tech­no­lo­gien oder gesell­schaft­li­cher Ent­wick­lun­gen unterschätzen.

    Ins­ge­samt ist Prä­sen­tis­mus ein wich­ti­ges The­ma in der Geschichts­theo­rie, da es dazu bei­tra­gen kann, dass his­to­ri­sche Ereig­nis­se und Figu­ren falsch inter­pre­tiert wer­den. His­to­ri­ker soll­ten sich bemü­hen, his­to­ri­sche Ereig­nis­se und Figu­ren im Kon­text ihrer Zeit und ihres Kon­tex­tes zu betrach­ten und die Vor­ur­tei­le und Per­spek­ti­ven der heu­ti­gen Zeit zu vermeiden.

  • andreas.koerber: Wann ist ein his­to­ri­sches Ereig­nis rich­tig interpretiert?
    Die Inter­pre­ta­ti­on eines his­to­ri­schen Ereig­nis­ses kann als “rich­tig” betrach­tet wer­den, wenn sie auf einer sorg­fäl­ti­gen und gründ­li­chen Ana­ly­se der ver­füg­ba­ren Quel­len und Infor­ma­tio­nen basiert und die­se in den Kon­text der dama­li­gen Zeit und Umstän­de ein­bet­tet. Eine “rich­ti­ge” Inter­pre­ta­ti­on soll­te also his­to­ri­sche Ereig­nis­se in Bezug auf ihre poli­ti­schen, wirt­schaft­li­chen, sozia­len und kul­tu­rel­len Rah­men­be­din­gun­gen unter­su­chen und die ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven und Inter­es­sen der betei­lig­ten Akteu­re berücksichtigen.
    Eine “rich­ti­ge” Inter­pre­ta­ti­on soll­te auch his­to­ri­sche Fak­ten von Mei­nun­gen und Inter­pre­ta­tio­nen unter­schei­den kön­nen und soll­te sich bemü­hen, Vor­ur­tei­le und Ana­chro­nis­men zu ver­mei­den, die aus einer moder­nen Per­spek­ti­ve resul­tie­ren könn­ten. His­to­ri­ker soll­ten auch ihre Metho­den und Her­an­ge­hens­wei­sen offen­le­gen und dis­ku­tie­ren, um ihre Argu­men­ta­ti­on und Inter­pre­ta­ti­on nach­voll­zieh­bar und über­prüf­bar zu machen.
    Es ist wich­tig zu beto­nen, dass his­to­ri­sche Ereig­nis­se oft unter­schied­lich inter­pre­tiert wer­den kön­nen und dass es sel­ten eine ein­deu­ti­ge oder “rich­ti­ge” Inter­pre­ta­ti­on gibt. Statt­des­sen soll­ten His­to­ri­ker offen sein für alter­na­ti­ve Inter­pre­ta­tio­nen und Theo­rien und bereit sein, ihre eige­nen Über­le­gun­gen zu über­prü­fen und anzu­pas­sen, wenn neue Infor­ma­tio­nen ver­füg­bar werden.
    Letzt­end­lich kann man sagen, dass eine “rich­ti­ge” Inter­pre­ta­ti­on eines his­to­ri­schen Ereig­nis­ses eine gründ­li­che, kon­text­be­zo­ge­ne und wis­sen­schaft­lich fun­dier­te Ana­ly­se der ver­füg­ba­ren Quel­len und Infor­ma­tio­nen dar­stellt, die dar­auf abzielt, ein mög­lichst objek­ti­ves und umfas­sen­des Bild des Ereig­nis­ses zu zeichnen.
  • andreas.koerber: Bedeu­tet das, dass sich aus der Gegen­wart des His­to­ri­kers erge­ge­ben­de Fra­gen bzw. in sei­ner Gegen­warts gebräuch­li­che Begrif­fe nichts zu suchen haben und viel­mehr Begrif­fe der unter­such­ten Zeit ver­wen­det wer­den sol­len?Nein, das bedeu­tet nicht, dass sich aus der Gegen­wart des His­to­ri­kers erge­ben­de Fra­gen oder in sei­ner Gegen­wart gebräuch­li­che Begrif­fe in der his­to­ri­schen Ana­ly­se kei­ne Rol­le spie­len soll­ten. Tat­säch­lich ist es fast unmög­lich, his­to­ri­sche Ereig­nis­se oder Figu­ren voll­stän­dig von der Per­spek­ti­ve und den Inter­es­sen der Gegen­wart zu tren­nen. His­to­ri­ker sind Teil ihrer eige­nen Gesell­schaft und Kul­tur und brin­gen ihre eige­nen Vor­stel­lun­gen, Über­zeu­gun­gen und Vor­ur­tei­le in ihre Arbeit ein.
    Es ist jedoch wich­tig, dass His­to­ri­ker sich bewusst sind, wie ihre eige­ne Per­spek­ti­ve und ihre eige­nen Vor­stel­lun­gen die Art und Wei­se beein­flus­sen kön­nen, wie sie his­to­ri­sche Ereig­nis­se inter­pre­tie­ren. Daher soll­ten sie sich bemü­hen, die his­to­ri­schen Begrif­fe und Kate­go­rien der unter­such­ten Zeit zu ver­ste­hen und zu ver­wen­den, um eine ange­mes­se­ne Kon­tex­tua­li­sie­rung zu gewähr­leis­ten und Ana­chro­nis­men zu ver­mei­den. Gleich­zei­tig ist es jedoch auch legi­tim, moder­ne Begrif­fe und Kate­go­rien zu ver­wen­den, um his­to­ri­sche Ereig­nis­se oder Phä­no­me­ne zu beschrei­ben, wenn die­se dazu bei­tra­gen, eine bes­se­re Ver­ständ­lich­keit oder Ver­gleich­bar­keit zu errei­chen oder wenn sie eine neue Per­spek­ti­ve auf his­to­ri­sche Ereig­nis­se eröffnen.
    Ins­ge­samt soll­ten His­to­ri­ker also bestrebt sein, his­to­ri­sche Ereig­nis­se und Figu­ren im Kon­text ihrer Zeit zu ver­ste­hen und zu ana­ly­sie­ren, aber sie soll­ten auch offen sein für alter­na­ti­ve Per­spek­ti­ven und neue Erkennt­nis­se, die sich aus der Anwen­dung moder­ner Begrif­fe und Kate­go­rien auf his­to­ri­sche Ereig­nis­se erge­ben können.
  • andreas.koerber: Sie haben oben geschrie­ben: “um Bei­spiel könn­te ein moder­ner His­to­ri­ker den­ken, dass alle Men­schen glei­che Rech­te haben soll­ten, und dann die Hand­lun­gen his­to­ri­scher Figu­ren kri­ti­sie­ren, die dies nicht getan haben, ohne zu berück­sich­ti­gen, dass sie in einer ande­ren Zeit und in einem ande­ren Kon­text gelebt haben.” Bedeu­tet das, dass eine his­to­ri­sche Zeit, eine ver­gan­ge­ne Tat o.ä. immer nur mit den Wer­ten zu beur­tei­len sind, die damals gal­ten?Nein, eine his­to­ri­sche Zeit oder eine ver­gan­ge­ne Tat soll­ten nicht aus­schließ­lich mit den Wer­ten beur­teilt wer­den, die damals gal­ten. His­to­ri­sche Ereig­nis­se und Figu­ren kön­nen und soll­ten auch aus einer moder­nen Per­spek­ti­ve bewer­tet wer­den. Das Zitat, auf das Sie sich bezie­hen, betont jedoch, dass es wich­tig ist, his­to­ri­sche Ereig­nis­se und Figu­ren in ihrem eige­nen Kon­text und in ihrer eige­nen Zeit zu ver­ste­hen und nicht aus­schließ­lich aus der Per­spek­ti­ve moder­ner Wer­te zu beurteilen.
    His­to­ri­ker soll­ten sich bewusst sein, dass die Wer­te, Über­zeu­gun­gen und Idea­le, die in der Ver­gan­gen­heit gal­ten, sich von denen unter­schei­den kön­nen, die heu­te in unse­rer Gesell­schaft vor­herr­schen. Wenn ein His­to­ri­ker also ein Ereig­nis oder eine Tat aus der Ver­gan­gen­heit bewer­tet, soll­te er sich bemü­hen, die Wer­te und Über­zeu­gun­gen der dama­li­gen Zeit zu ver­ste­hen und in Betracht zu zie­hen, um ein ange­mes­se­nes Ver­ständ­nis für die Hand­lun­gen und Ent­schei­dun­gen der his­to­ri­schen Figu­ren zu erlangen.
    Gleich­zei­tig ist es jedoch auch legi­tim, his­to­ri­sche Ereig­nis­se und Figu­ren aus einer moder­nen Per­spek­ti­ve zu bewer­ten, ins­be­son­de­re wenn es um The­men wie Men­schen­rech­te, Gleich­be­rech­ti­gung, Frei­heit und Demo­kra­tie geht. His­to­ri­ker soll­ten jedoch dar­auf ach­ten, dass sie die his­to­ri­schen Figu­ren nicht aus­schließ­lich auf der Grund­la­ge moder­ner Wer­te beur­tei­len, son­dern auch die Umstän­de und die Kon­tex­te berück­sich­ti­gen, in denen die­se Ent­schei­dun­gen getrof­fen wurden.
  • andreas.koerber: Waren Rich­ter in Hexen­pro­zes­sen der Frü­hen Neu­zeit Ver­bre­cher? Waren die Hexen­pro­zes­se Ver­bre­chen?Die Fra­ge, ob Rich­ter in Hexen­pro­zes­sen der Frü­hen Neu­zeit Ver­bre­cher waren und ob die Hexen­pro­zes­se selbst Ver­bre­chen waren, ist ein kon­tro­vers dis­ku­tier­tes The­ma in der Geschichtswissenschaft.
    Eini­ge His­to­ri­ker argu­men­tie­ren, dass die Rich­ter in Hexen­pro­zes­sen Ver­bre­cher waren, weil sie das Jus­tiz­sys­tem miss­braucht haben, um unschul­di­ge Men­schen auf der Grund­la­ge von Vor­ur­tei­len, Aber­glau­ben und fal­schen Anschul­di­gun­gen zu ver­ur­tei­len und zu bestra­fen. Die­se His­to­ri­ker betrach­ten die Hexen­pro­zes­se als Inqui­si­ti­on und Ver­fol­gung von unschul­di­gen Men­schen und behaup­ten, dass die Rich­ter wis­sent­lich und absicht­lich Unrecht getan haben.
    Ande­re His­to­ri­ker argu­men­tie­ren, dass es nicht fair ist, Rich­ter in Hexen­pro­zes­sen der Frü­hen Neu­zeit als Ver­bre­cher zu bezeich­nen, weil sie nach den Geset­zen und Regeln ihrer Zeit gehan­delt haben. Die­se His­to­ri­ker beto­nen, dass die Men­schen in die­ser Zeit tat­säch­lich an Hexe­rei und Zau­be­rei glaub­ten und dass die Hexen­pro­zes­se aus der tief ver­wur­zel­ten Angst vor dem Teu­fel und dämo­ni­schen Kräf­ten ent­stan­den sind. Die Rich­ter han­del­ten nach den damals gel­ten­den Geset­zen und Ver­fah­rens­wei­sen und sahen sich in der Pflicht, die Gesell­schaft vor Hexe­rei und Zau­be­rei zu schützen.
    In Bezug auf die Hexen­pro­zes­se als Gan­zes gibt es auch unter­schied­li­che Mei­nun­gen dar­über, ob sie als Ver­bre­chen betrach­tet wer­den soll­ten. Eini­ge His­to­ri­ker betrach­ten die Hexen­pro­zes­se als Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit, weil unschul­di­ge Men­schen gefol­tert, ver­ur­teilt und hin­ge­rich­tet wur­den. Ande­re argu­men­tie­ren, dass die Hexen­pro­zes­se ein Pro­dukt ihrer Zeit und Kul­tur waren und dass es falsch ist, sie aus moder­ner Per­spek­ti­ve zu bewer­ten. Die­se His­to­ri­ker beto­nen, dass es wich­tig ist, die Hexen­pro­zes­se im Kon­text ihrer Zeit zu ver­ste­hen und zu berück­sich­ti­gen, dass die Men­schen in der Frü­hen Neu­zeit tat­säch­lich an Hexe­rei und Zau­be­rei glaubten.
    Letzt­end­lich ist die Fra­ge, ob Rich­ter in Hexen­pro­zes­sen Ver­bre­cher waren und ob die Hexen­pro­zes­se als Ver­bre­chen betrach­tet wer­den soll­ten, ein kom­ple­xes und umstrit­te­nes The­ma, das von His­to­ri­kern unter­schied­lich bewer­tet wird. Es ist wich­tig, die unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven und Mei­nun­gen zu berück­sich­ti­gen und die Hexen­pro­zes­se im Kon­text ihrer Zeit zu ver­ste­hen und zu analysieren.
  • andreas.koerber: Kann man denn eben­so sagen, dass etwas das Han­deln eines KZ-Auf­se­hers aus sei­ner Zeit her­aus beur­teilt wer­den muss?Die Fra­ge der Beur­tei­lung von Hand­lun­gen von KZ-Auf­se­hern aus ihrer Zeit her­aus ist ein umstrit­te­nes The­ma in der Geschichts­wis­sen­schaft und der Ethik. Eini­ge His­to­ri­ker und Ethi­ker argu­men­tie­ren, dass Hand­lun­gen von KZ-Auf­se­hern auch aus ihrer Zeit her­aus als Ver­bre­chen beur­teilt wer­den soll­ten, weil sie gegen grund­le­gen­de mora­li­sche und ethi­sche Prin­zi­pi­en ver­sto­ßen haben. Sie argu­men­tie­ren, dass es in jeder Zeit Men­schen gab, die gegen die Ver­bre­chen der Natio­nal­so­zia­lis­ten pro­tes­tiert und Wider­stand geleis­tet haben, und dass die KZ-Auf­se­her bewusst gegen die­se Prin­zi­pi­en gehan­delt haben.
    Ande­re His­to­ri­ker und Ethi­ker beto­nen, dass es wich­tig ist, die Hand­lun­gen von KZ-Auf­se­hern im Kon­text ihrer Zeit und Umstän­de zu ver­ste­hen. Sie argu­men­tie­ren, dass die KZ-Auf­se­her in einem Sys­tem arbei­te­ten, das auf Ras­sis­mus, Anti­se­mi­tis­mus und dem Wunsch nach der Ver­nich­tung bestimm­ter Grup­pen basier­te, und dass sie oft unter star­kem Grup­pen­druck und ideo­lo­gi­scher Indok­tri­na­ti­on han­del­ten. Sie beto­nen, dass es wich­tig ist, die KZ-Auf­se­her nicht als iso­lier­te Indi­vi­du­en zu betrach­ten, son­dern als Teil eines grö­ße­ren sozia­len und poli­ti­schen Systems.
    Es ist jedoch wich­tig zu beto­nen, dass auch wenn man die Hand­lun­gen von KZ-Auf­se­hern im Kon­text ihrer Zeit und Umstän­de betrach­tet, sie den­noch als mora­lisch ver­werf­lich und ethisch falsch beur­teilt wer­den kön­nen. Die his­to­ri­sche Ana­ly­se kann uns hel­fen, die Kon­tex­te und Bedin­gun­gen zu ver­ste­hen, unter denen bestimm­te Hand­lun­gen statt­ge­fun­den haben, aber sie soll­te nicht dazu füh­ren, dass wir mora­li­sche Ver­ant­wor­tung und Schuld in Abre­de stel­len oder rela­ti­vie­ren. Wir kön­nen aus der Geschich­te ler­nen, um unse­re Gesell­schaf­ten und unse­re Moral­vor­stel­lun­gen zu ver­bes­sern und zu stärken.
  • andreas.koerber: … wenn doch aber die “mora­li­sche Ver­ant­wor­tung” sich auf die Wer­te der jewei­li­gen Zeit beruht?Es ist wich­tig zu beach­ten, dass mora­li­sche Ver­ant­wor­tung und Schuld in ers­ter Linie auf Hand­lun­gen und Ent­schei­dun­gen basie­ren, die gegen grund­le­gen­de mora­li­sche Prin­zi­pi­en ver­sto­ßen. Die­se Prin­zi­pi­en kön­nen uni­ver­sell sein oder auf bestimm­ten kul­tu­rel­len oder reli­giö­sen Tra­di­tio­nen beru­hen. In vie­len Fäl­len gibt es jedoch einen Kon­sens dar­über, dass bestimm­te Hand­lun­gen — wie zum Bei­spiel Mord, Fol­ter oder Ver­ge­wal­ti­gung — grund­sätz­lich falsch sind.
    Aller­dings kön­nen die mora­li­schen Stan­dards und Wer­te, die in einer bestimm­ten Zeit und Kul­tur herr­schen, vari­ie­ren. Es ist wich­tig zu ver­ste­hen, dass Men­schen in der Ver­gan­gen­heit in einem ande­ren mora­li­schen Kon­text leb­ten und ande­re Über­zeu­gun­gen und Wer­te hat­ten als wir heu­te. Das bedeu­tet jedoch nicht, dass wir mora­li­sche Ver­ant­wor­tung und Schuld in Abre­de stel­len oder rela­ti­vie­ren sollten.
    His­to­ri­sche Ereig­nis­se und Hand­lun­gen soll­ten im Kon­text ihrer Zeit und Umstän­de unter­sucht wer­den, aber gleich­zei­tig soll­ten wir unse­re eige­nen mora­li­schen Stan­dards und Wer­te anwen­den, um Hand­lun­gen und Ent­schei­dun­gen zu bewer­ten und mora­li­sche Urtei­le zu fäl­len. Wir kön­nen uns bemü­hen, die Ver­gan­gen­heit zu ver­ste­hen und aus ihr zu ler­nen, ohne mora­li­sche Rela­ti­vi­tät zu akzep­tie­ren oder mora­li­sche Ver­ant­wor­tung und Schuld zu relativieren.
  • andreas.koerber: … ist nicht aber die Defi­ni­ti­on des­sen, was als Ver­bre­chen gilt, selbst his­to­risch? Es gibt ja die The­se, dass die Ein­füh­rung der Fol­ter im Recht­sys­tem des Mit­tel­al­ters einen Fort­schritt dar­stell­te, weil damit eine Will­kür Urteils­fin­dung durch belie­bi­ge Zeu­gen­aus­sa­gen ersetzt wur­de.Ja, das stimmt. Die Defi­ni­ti­on des­sen, was als Ver­bre­chen gilt, kann sich im Lau­fe der Zeit und in ver­schie­de­nen Gesell­schaf­ten und Kul­tu­ren ver­än­dern. Zum Bei­spiel kann eine Hand­lung, die in einer Gesell­schaft als Ver­bre­chen ange­se­hen wird, in einer ande­ren Gesell­schaft als nor­ma­les Ver­hal­ten akzep­tiert wer­den. Ein Bei­spiel dafür ist der Kon­sum von Alko­hol oder Can­na­bis, der in eini­gen Gesell­schaf­ten als ille­gal und ver­bo­ten gilt, wäh­rend er in ande­ren Gesell­schaf­ten akzep­tiert wird.
    In Bezug auf die Ein­füh­rung der Fol­ter im mit­tel­al­ter­li­chen Rechts­sys­tem ist es wahr, dass es zu der Zeit als Fort­schritt ange­se­hen wur­de, da es als Mög­lich­keit gese­hen wur­de, die Wahr­heit zu ermit­teln und die Urteils­fin­dung gerech­ter zu machen. Aller­dings wird heu­te all­ge­mein aner­kannt, dass die Fol­ter eine grau­sa­me und unmensch­li­che Prak­tik ist und gegen grund­le­gen­de Men­schen­rech­te verstößt.
    Es ist wich­tig zu beach­ten, dass die his­to­ri­sche Ent­wick­lung des Rechts­sys­tems und der Defi­ni­ti­on von Ver­bre­chen immer im Kon­text der jewei­li­gen Zeit und Gesell­schaft betrach­tet wer­den muss. Den­noch müs­sen wir auch unse­re heu­ti­gen mora­li­schen Stan­dards und Wer­te anwen­den, um mora­li­sche Urtei­le zu fäl­len und das Rechts­sys­tem zu ver­bes­sern, wenn es gegen grund­le­gen­de mora­li­sche Prin­zi­pi­en verstößt.
  • andreas.koerber: … kann es also sein, dass Hand­lungs­wei­sen, die wir heu­te als nicht nur legal, son­dern legi­tim anse­hen, in z.B. 500 Jah­ren von Men­schen als Ver­stoß gegen Rege­lun­gen ange­se­hen wer­den, die dann als uni­ver­sell gel­ten. Das könn­te etwa das Töten von Tie­ren betref­fen oder den Umgang mit unse­rer Umwelt.Ja, das ist durch­aus mög­lich. Wie ich bereits erwähnt habe, kön­nen sich mora­li­sche Stan­dards und Wer­te im Lau­fe der Zeit und in ver­schie­de­nen Gesell­schaf­ten und Kul­tu­ren ver­än­dern. Hand­lungs­wei­sen, die heu­te als legi­tim ange­se­hen wer­den, könn­ten in der Zukunft als unmo­ra­lisch und ver­werf­lich betrach­tet wer­den. Ein Bei­spiel dafür ist die Skla­ve­rei, die in der Ver­gan­gen­heit in vie­len Gesell­schaf­ten als legal und akzep­ta­bel galt, heu­te jedoch all­ge­mein als mora­lisch ver­werf­lich ange­se­hen wird.
    Es ist also durch­aus mög­lich, dass Hand­lungs­wei­sen, die heu­te als legal und legi­tim ange­se­hen wer­den, in Zukunft als Ver­stoß gegen neue mora­li­sche Prin­zi­pi­en und Regeln betrach­tet wer­den. Es ist wich­tig, dass wir uns als Gesell­schaft bewusst sind, dass mora­li­sche Stan­dards und Wer­te nicht sta­tisch sind und sich im Lau­fe der Zeit ver­än­dern kön­nen. Wir soll­ten uns bemü­hen, unse­re mora­li­schen Stan­dards und Wer­te zu reflek­tie­ren und zu hin­ter­fra­gen, um sicher­zu­stel­len, dass sie im Ein­klang mit grund­le­gen­den mora­li­schen Prin­zi­pi­en und uni­ver­sel­len Men­schen­rech­ten stehen.
  • andreas.koerber: Folgt aus der Über­le­gung, dass zukünf­ti­ge Men­schen etwas als Ver­bre­chen anse­hen kön­nen, was für uns völ­lig legi­tim ist (etwa auf­grund eines Fort­schritts der Rechts­vor­stel­lun­gen), dass wir uns ent­spre­chen­der Urtei­le gege­über Men­schen in der Ver­gan­gen­heit ent­hal­ten soll­ten, weil ihnen viel­leicht etwas als völi­ig legi­tim erschien, was uns als Ver­bre­chen erscheint — etwa wenn die Ver­fol­gung von Hexe­rei nicht als Aber­glau­ben ange­se­hen wur­de, son­dern als legi­ti­mer und nöti­ger Kampf gegen etwas Böses?Ja, die­se Über­le­gung kann durch­aus bedeu­ten, dass wir uns in unse­rer Beur­tei­lung von Men­schen in der Ver­gan­gen­heit zurück­hal­ten soll­ten. Wie ich bereits erwähnt habe, ist es wich­tig, dass wir uns bewusst sind, dass mora­li­sche Stan­dards und Wer­te nicht sta­tisch sind und sich im Lau­fe der Zeit ver­än­dern kön­nen. Was für uns heu­te als mora­lisch und ethisch akzep­ta­bel gilt, kann in Zukunft als falsch und ver­werf­lich betrach­tet werden.
    Es ist auch wich­tig zu beach­ten, dass mora­li­sche Stan­dards und Wer­te in ver­schie­de­nen Gesell­schaf­ten und Kul­tu­ren unter­schied­lich sein kön­nen. Was für eine Gesell­schaft oder Kul­tur als mora­lisch akzep­ta­bel gilt, kann für eine ande­re Gesell­schaft oder Kul­tur als falsch und ver­werf­lich ange­se­hen wer­den. Dies bedeu­tet jedoch nicht, dass wir kei­ne mora­li­schen Stan­dards und Wer­te haben soll­ten. Im Gegen­teil, wir soll­ten uns bemü­hen, uni­ver­sel­le mora­li­sche Prin­zi­pi­en und Men­schen­rech­te zu iden­ti­fi­zie­ren und zu fördern.
    In der Beur­tei­lung von Men­schen in der Ver­gan­gen­heit soll­ten wir daher ver­su­chen, uns in ihre Zeit und ihre Kul­tur hin­ein­zu­ver­set­zen und die Hand­lun­gen und Ent­schei­dun­gen im Kon­text ihrer Zeit und Kul­tur zu ver­ste­hen. Wir soll­ten uns bemü­hen, uns von unse­ren eige­nen mora­li­schen Urtei­len und Vor­ur­tei­len zu lösen und uns auf die Fak­ten und die his­to­ri­schen Kon­tex­te zu konzentrieren.
  • andreas.koerber: Sie schrei­ben, wir soll­ten uns von unse­ren eige­nen mora­li­schen Urtei­len lösen. Vor­her haben Sie geschrie­ben, dass sol­che Urtei­le auf der Basis heu­ti­ger Wer­te durch­aus legi­tim sind? Wie passt das zusam­men?Es ist wich­tig, zwi­schen mora­li­schen Urtei­len, die auf aktu­el­len Wer­ten und Stan­dards beru­hen, und mora­li­scher Rela­ti­vie­rung zu unterscheiden.
    Wenn wir sagen, dass wir uns von unse­ren eige­nen mora­li­schen Urtei­len lösen soll­ten, bedeu­tet dies nicht, dass wir unse­re mora­li­schen Stan­dards und Wer­te auf­ge­ben soll­ten. Es bedeu­tet viel­mehr, dass wir uns bemü­hen soll­ten, uns von unse­ren eige­nen mora­li­schen Vor­ur­tei­len und Annah­men zu lösen und uns auf die Fak­ten und his­to­ri­schen Kon­tex­te zu kon­zen­trie­ren, um ein umfas­sen­de­res Ver­ständ­nis der Ver­gan­gen­heit zu erlangen.
    Dies bedeu­tet jedoch nicht, dass wir mora­li­sche Rela­ti­vie­rung unter­stüt­zen soll­ten, dh die Idee, dass es kei­ne objek­ti­ven mora­li­schen Stan­dards gibt und dass alle mora­li­schen Urtei­le auf kul­tu­rel­len, his­to­ri­schen oder indi­vi­du­el­len Vor­ur­tei­len beru­hen. Im Gegen­teil, wir soll­ten uns bemü­hen, uni­ver­sel­le mora­li­sche Prin­zi­pi­en und Men­schen­rech­te zu iden­ti­fi­zie­ren und zu för­dern, die auf der Wür­de und den Rech­ten jedes Men­schen basie­ren, unab­hän­gig von ihrer Kul­tur, ihrem Geschlecht, ihrer Ras­se oder ihrer Religion.
    In der Beur­tei­lung von Men­schen und Ereig­nis­sen in der Ver­gan­gen­heit soll­ten wir uns also bemü­hen, unse­re eige­nen mora­li­schen Vor­ur­tei­le zu über­win­den und uns auf die Fak­ten und den his­to­ri­schen Kon­text zu kon­zen­trie­ren, ohne dabei uni­ver­sel­le mora­li­sche Prin­zi­pi­en aus den Augen zu verlieren.
  • andreas.koerber: Wir spre­chen hier stän­dig von “unse­ren” mora­li­schen Urtei­len. Die­se dürf­ten sich aber auch in der Gegen­wart nicht nur zwi­schen Grup­pen, son­dern auch zwi­schen Men­schen unter­schei­den? Wie kann man dann damit umse­hen?Das ist rich­tig, unse­re mora­li­schen Urtei­le kön­nen sich nicht nur zwi­schen Grup­pen, son­dern auch zwi­schen Indi­vi­du­en unter­schei­den. Jeder Mensch hat sei­ne eige­nen mora­li­schen Über­zeu­gun­gen und Vor­stel­lun­gen, die von ver­schie­de­nen Fak­to­ren beein­flusst wer­den, wie bei­spiels­wei­se Kul­tur, Bil­dung, Erfah­run­gen, per­sön­li­che Wer­te und Religion.
    Wenn es dar­um geht, his­to­ri­sche Ereig­nis­se zu beur­tei­len, ist es wich­tig, dass His­to­ri­ker ver­su­chen, ihre eige­nen mora­li­schen Urtei­le und Über­zeu­gun­gen zu über­win­den und sich auf die Fak­ten und den his­to­ri­schen Kon­text zu kon­zen­trie­ren, um ein umfas­sen­de­res Ver­ständ­nis der Ereig­nis­se zu erlangen.
    Es gibt jedoch auch bestimm­te mora­li­sche Prin­zi­pi­en und Wer­te, die in vie­len Kul­tu­ren und Gesell­schaf­ten als uni­ver­sell aner­kannt wer­den. Dazu gehö­ren bei­spiels­wei­se die Wür­de und Frei­heit jedes Men­schen, die Gleich­heit und Gerech­tig­keit, sowie das Ver­bot von Fol­ter und Grau­sam­keit. Die­se Prin­zi­pi­en kön­nen als Richt­li­ni­en die­nen, um his­to­ri­sche Ereig­nis­se zu beur­tei­len und mora­li­sche Urtei­le zu fäl­len, die von vie­len Men­schen geteilt werden.
    Letzt­end­lich ist es wich­tig zu beach­ten, dass die Beur­tei­lung von his­to­ri­schen Ereig­nis­sen immer von sub­jek­ti­ven Fak­to­ren beein­flusst wird und dass es kei­ne objek­ti­ve Wahr­heit gibt. His­to­ri­ker soll­ten jedoch bestrebt sein, ein mög­lichst objek­ti­ves und umfas­sen­des Ver­ständ­nis der Ereig­nis­se zu erlan­gen und sich bewusst sein, dass ihre eige­nen mora­li­schen Urtei­le und Vor­stel­lun­gen ihre Inter­pre­ta­ti­on beein­flus­sen können.
  • andreas.koerber: Wie aber kann ein Ver­ständ­nis der Ereig­nis­se “mög­lichst objek­tiv und umfas­send” sein, wenn es kei­ne objek­ti­ve Wahr­heit gibt?Ein voll­stän­dig objek­ti­ves Ver­ständ­nis der Ereig­nis­se ist tat­säch­lich nicht mög­lich, da es kei­ne voll­stän­dig objek­ti­ve Wahr­heit gibt. Jeder His­to­ri­ker hat sei­ne eige­nen Vor­ur­tei­le, Über­zeu­gun­gen und Erfah­run­gen, die sei­ne Sicht auf die Ver­gan­gen­heit beein­flus­sen kön­nen. Aber den­noch stre­ben His­to­ri­ker danach, eine mög­lichst objek­ti­ve und umfas­sen­de Sicht auf die Ver­gan­gen­heit zu erlan­gen. Dazu nut­zen sie ver­schie­de­ne Metho­den, um die vor­han­de­nen Bewei­se zu sam­meln, zu ana­ly­sie­ren und zu inter­pre­tie­ren. Sie arbei­ten mit Quel­len und Über­lie­fe­run­gen aus der Ver­gan­gen­heit, die aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven stam­men und ver­su­chen, die­se Quel­len kri­tisch zu ana­ly­sie­ren und zu bewerten.
    Ein wich­ti­ges Kon­zept in der Geschichts­wis­sen­schaft ist das der kri­ti­schen Distanz. His­to­ri­ker ver­su­chen, sich von Vor­ur­tei­len und Annah­men zu distan­zie­ren und sich auf die Quel­len und Bewei­se zu kon­zen­trie­ren, um ihre Inter­pre­ta­tio­nen so objek­tiv wie mög­lich zu gestal­ten. Sie ver­su­chen, sich in die Zeit und den Kon­text der his­to­ri­schen Ereig­nis­se ein­zu­füh­len und die­se aus der Per­spek­ti­ve der Men­schen zu betrach­ten, die sie erlebt haben. Dabei berück­sich­ti­gen sie auch die poli­ti­schen, sozia­len, kul­tu­rel­len und wirt­schaft­li­chen Bedin­gun­gen und Ver­än­de­run­gen, die Ein­fluss auf die­se Ereig­nis­se hatten.
    Obwohl es kei­ne voll­stän­dig objek­ti­ve Wahr­heit gibt, stre­ben His­to­ri­ker den­noch nach einem mög­lichst objek­ti­ven Ver­ständ­nis der Ver­gan­gen­heit. Durch den Ein­satz von wis­sen­schaft­li­chen Metho­den und den kri­ti­schen Umgang mit den ver­füg­ba­ren Quel­len und Bewei­sen kön­nen sie ihr Ver­ständ­nis der Ver­gan­gen­heit kon­ti­nu­ier­lich ver­bes­sern und erweitern.
  • andreas.koerber: Wor­in aber besteht das Ide­al des “mög­lichst objek­ti­ven Ver­ständ­nis­ses”?Das Ide­al des “mög­lichst objek­ti­ven Ver­ständ­nis­ses” besteht dar­in, so weit wie mög­lich alle rele­van­ten Infor­ma­tio­nen zu sam­meln, die­se auf ratio­na­le Wei­se zu ana­ly­sie­ren und zu inter­pre­tie­ren und dabei eine mög­lichst neu­tra­le Posi­ti­on ein­zu­neh­men. Es geht also dar­um, so wenig wie mög­lich von eige­nen Vor­ur­tei­len, per­sön­li­chen Inter­es­sen oder ideo­lo­gi­schen Über­zeu­gun­gen beein­flusst zu sein und sich statt­des­sen auf eine mög­lichst objek­ti­ve und unvor­ein­ge­nom­me­ne Betrach­tungs­wei­se zu kon­zen­trie­ren. Die­ses Ide­al ist in der Geschichts­wis­sen­schaft von gro­ßer Bedeu­tung, da es dazu bei­trägt, Ver­zer­run­gen und Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen zu mini­mie­ren und ein mög­lichst genau­es Ver­ständ­nis der Ver­gan­gen­heit zu errei­chen. Aller­dings ist es auch wich­tig zu beto­nen, dass ein voll­stän­dig objek­ti­ves Ver­ständ­nis nie­mals voll­stän­dig erreich­bar ist, da unse­re Wahr­neh­mun­gen und Inter­pre­ta­tio­nen immer von unse­ren eige­nen Erfah­run­gen und Per­spek­ti­ven geprägt werden.
  • andreas.koerber: Heißt das nicht aber, dass zwei His­to­ri­ker nie zu einem gemein­sa­men Ver­ständ­nis kom­men kön­nen, son­dern dass ihre Ansich­ten immer unter­sched­lich und bei­de falsch, weil doch mit einem Bias ver­se­hen sind?Nein, das bedeu­tet es nicht. Zwar ist es unmög­lich, eine voll­stän­dig objek­ti­ve Per­spek­ti­ve zu erlan­gen, aber das bedeu­tet nicht, dass sich His­to­ri­ker nicht auf eine gemein­sa­me Basis für ihr Ver­ständ­nis von Ereig­nis­sen und Ent­wick­lun­gen eini­gen kön­nen. Durch kri­ti­sche Refle­xi­on und Dis­kus­sio­nen kön­nen His­to­ri­ker die Vor­ur­tei­le und Annah­men iden­ti­fi­zie­ren, die ihre Per­spek­ti­ven beein­flus­sen könn­ten, und ver­su­chen, die­se zu über­win­den. Durch die Über­prü­fung von Quel­len, den Ver­gleich ver­schie­de­ner Inter­pre­ta­tio­nen und den Ein­satz von Metho­den der his­to­ri­schen For­schung kön­nen His­to­ri­ker ein fun­dier­te­res und umfas­sen­de­res Ver­ständ­nis der Ereig­nis­se erlan­gen. Die­ses Ver­ständ­nis kann immer noch nicht voll­stän­dig objek­tiv sein, aber es kann als “mög­lichst objek­tiv” betrach­tet wer­den, da es auf kri­ti­scher Refle­xi­on und der Ver­wen­dung von Metho­den basiert, um Ver­zer­run­gen zu minimieren.
  • andreas.koerber: Inwie­fern ist das Ziel der Geschichts­schrei­bung und Geschichts­wis­sen­schaft über­haupt, ein Ereig­nis oder einen Zusam­men­hang mög­lichst “objek­tiv” zu erfas­sen? Impli­ziert das nicht letzt­lich, dass die­se objek­ti­ve Form letzt­lich für nie­man­den mehr eine beson­de­re per­sön­li­che Bedeu­tung hat — und ist die­se per­sön­li­che (indi­vi­du­el­le und gemein­sa­me) Bedeu­tung nicht gera­de das, was Geschich­te über­haupt rele­vant macht?Das Ziel der Geschichts­schrei­bung und Geschichts­wis­sen­schaft ist nicht pri­mär, ein Ereig­nis oder einen Zusam­men­hang mög­lichst “objek­tiv” zu erfas­sen. Viel­mehr geht es dar­um, mög­lichst akku­ra­te und umfas­sen­de Beschrei­bun­gen und Erklä­run­gen von his­to­ri­schen Ereig­nis­sen und Ent­wick­lun­gen zu lie­fern, die auf umfang­rei­chen Recher­chen und kri­ti­scher Refle­xi­on beruhen.
    Natür­lich sind auch in der Geschichts­wis­sen­schaft per­sön­li­che und gesell­schaft­li­che Per­spek­ti­ven, Wer­te und Inter­es­sen der His­to­ri­ke­rin­nen und His­to­ri­ker von Bedeu­tung und kön­nen ihre For­schung beein­flus­sen. Aber gera­de das Bestre­ben nach kri­ti­scher Refle­xi­on und Offen­heit für ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven und Inter­pre­ta­tio­nen kann dazu bei­tra­gen, dass eine mög­lichst umfas­sen­de und dif­fe­ren­zier­te Sicht auf die Ver­gan­gen­heit entsteht.
    Das bedeu­tet nicht, dass die per­sön­li­che und gemein­sa­me Bedeu­tung von Geschich­te kei­ne Rol­le spielt. Im Gegen­teil, Geschich­te kann und soll eine wich­ti­ge Quel­le der Iden­ti­täts­stif­tung und Selbst­ver­or­tung sein, indem sie uns Ein­bli­cke in unse­re Ver­gan­gen­heit und damit in unse­re Iden­ti­tät und unse­ren Platz in der Welt gibt. Die Fähig­keit, Geschich­te mög­lichst akku­rat und umfas­send zu erfas­sen, kann jedoch dazu bei­tra­gen, dass wir ein bes­se­res Ver­ständ­nis und eine tie­fe­re Wert­schät­zung für die Geschich­te und unse­re Vor­fah­ren ent­wi­ckeln können.
  • andreas.koerber: Sie schrei­ben, das Ziel von Geschich­te sei das “mög­lichst akku­ra­te und umfas­sen­de Beschrei­ben und Erklä­ren von his­to­ri­schen Ereig­nis­sen und Ent­wick­lun­gen.” Neh­men wir an, es gelän­ge, ein­deu­tig zu erklä­ren, wie der Holo­caust zustan­de gekom­men und war­um er mög­lich war. Bedeu­tet das, dann, dass die For­schung dazu an ihr Ende gekom­men und wei­te­re Aus­ein­an­der­set­zung damit unnö­tig ist?Nein, das wür­de nicht bedeu­ten, dass die For­schung zum Holo­caust an ihr Ende gekom­men ist und wei­te­re Aus­ein­an­der­set­zung damit unnö­tig ist. Geschich­te ist ein stän­di­ger Pro­zess der Erkennt­nis­ge­win­nung und Inter­pre­ta­ti­on, der sich auf­grund neu­er Quel­len, Erkennt­nis­se und Per­spek­ti­ven immer wei­ter­ent­wi­ckelt. Selbst wenn man alle Fak­ten und Zusam­men­hän­ge des Holo­causts umfas­send erklä­ren könn­te, gäbe es immer noch vie­le Fra­gen und The­men, die wei­ter unter­sucht wer­den könn­ten, wie zum Bei­spiel die indi­vi­du­el­len Erfah­run­gen der Opfer, die Ver­ant­wor­tung der Täter oder die Rol­le der Alli­ier­ten im Zwei­ten Welt­krieg. Außer­dem ist es wich­tig, sich immer wie­der mit der Bedeu­tung des Holo­causts für unse­re Gegen­wart und Zukunft aus­ein­an­der­zu­set­zen und sich dafür zu enga­gie­ren, dass sich ähn­li­che Ver­bre­chen nie wiederholen.
  • andreas.koerber: Aber ist das nicht wider­sprüch­lich? Sie schrei­ben, dass immer neue Fra­gen und The­men auf­kom­men kön­nen. Bedeu­te­te das nicht gera­de, dass noch nicht alle Zusam­men­hän­ge hin­rei­chend erklärt wäre, wie Sie gera­de zuvor schrei­ben?Das ist durch­aus mög­lich. Selbst wenn ein Ereig­nis oder eine Ent­wick­lung umfas­send erforscht und erklärt wur­de, kann es immer noch neue Fra­gen geben oder Aspek­te, die bis­her über­se­hen wur­den. Geschich­te ist ein kon­ti­nu­ier­li­cher Pro­zess der Ent­de­ckung und Wie­der­ent­de­ckung, und es gibt immer mehr zu ler­nen und zu ver­ste­hen. Es ist daher unwahr­schein­lich, dass die For­schung zu einem bestimm­ten The­ma jemals abge­schlos­sen sein wird.
  • andreas.koerber: Was folgt dar­aus für Geschichts­un­ter­richt?Für den Geschichts­un­ter­richt bedeu­tet das, dass es wich­tig ist, den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ein Ver­ständ­nis dafür zu ver­mit­teln, dass Geschich­te nicht nur aus Fak­ten und Ereig­nis­sen besteht, son­dern auch aus Inter­pre­ta­tio­nen und Per­spek­ti­ven. Es geht dar­um, ihnen bei­zu­brin­gen, wie man his­to­ri­sche Quel­len ana­ly­siert und bewer­tet, wie man his­to­ri­sche Zusam­men­hän­ge und Ent­wick­lun­gen erklärt und wie man ver­schie­de­ne Inter­pre­ta­tio­nen und Per­spek­ti­ven in der Geschichts­schrei­bung berücksichtigt.
    Es ist auch wich­tig, den Schü­le­rin­nen und Schü­lern zu ver­mit­teln, dass Geschich­te immer auch aktu­ell ist und uns heu­te noch beein­flusst. Indem sie ler­nen, die Ver­gan­gen­heit kri­tisch zu hin­ter­fra­gen und ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven zu berück­sich­ti­gen, kön­nen sie ein Ver­ständ­nis für die Gegen­wart ent­wi­ckeln und dazu bei­tra­gen, eine bes­se­re Zukunft zu gestalten.
    Dar­über hin­aus kann der Geschichts­un­ter­richt dazu bei­tra­gen, Empa­thie und Tole­ranz zu för­dern, indem er den Schü­le­rin­nen und Schü­lern hilft, ande­re Kul­tu­ren und Epo­chen zu ver­ste­hen und sich in ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven hin­ein­zu­ver­set­zen. Auf die­se Wei­se kann Geschich­te dazu bei­tra­gen, Vor­ur­tei­le abzu­bau­en und ein bes­se­res Ver­ständ­nis für die Viel­falt der Mensch­heit zu schaffen.
  • andreas.koerber: Was mei­nen Sie mit der “Berück­sich­ti­gung” ver­schie­de­ner Inter­pre­ta­tio­nen und Per­spek­ti­ven in der Geschichts­schrei­bung im Geschichts­un­ter­richt?Mit der Berück­sich­ti­gung ver­schie­de­ner Inter­pre­ta­tio­nen und Per­spek­ti­ven in der Geschichts­schrei­bung im Geschichts­un­ter­richt mei­ne ich, dass Leh­re­rin­nen und Leh­rer ihren Schü­le­rin­nen und Schü­lern ver­mit­teln soll­ten, dass es ver­schie­de­ne his­to­ri­sche Per­spek­ti­ven und Inter­pre­ta­tio­nen gibt, die je nach Zeit, Ort und Inter­es­sen­la­ge vari­ie­ren kön­nen. Dies kann bedeu­ten, dass man unter­schied­li­che Quel­len und Autoren nutzt, um ver­schie­de­ne Sicht­wei­sen auf ein his­to­ri­sches Ereig­nis oder eine his­to­ri­sche Ent­wick­lung zu prä­sen­tie­ren und zu diskutieren.
    Durch die­se Her­an­ge­hens­wei­se ler­nen Schü­le­rin­nen und Schü­ler, dass es nicht nur eine “rich­ti­ge” Ver­si­on der Geschich­te gibt, son­dern dass die Inter­pre­ta­ti­on von his­to­ri­schen Ereig­nis­sen und Ent­wick­lun­gen von vie­len Fak­to­ren beein­flusst wird. Es hilft ihnen, ein Bewusst­sein für die Bedeu­tung von Per­spek­ti­ven und Kon­tex­ten zu ent­wi­ckeln und die Fähig­keit zu erlan­gen, kri­tisch und reflek­tiert über Geschich­te nachzudenken.
    Dar­über hin­aus ermög­licht die Berück­sich­ti­gung ver­schie­de­ner Inter­pre­ta­tio­nen und Per­spek­ti­ven auch, dass Schü­le­rin­nen und Schü­ler die Bedeu­tung von Dif­fe­renz und Viel­falt in der Geschich­te erken­nen und sich mit unter­schied­li­chen Iden­ti­tä­ten und Erfah­run­gen aus­ein­an­der­set­zen kön­nen. Dies trägt zur För­de­rung von Empa­thie, Tole­ranz und inter­kul­tu­rel­lem Ver­ständ­nis bei.
  • andreas.koerber: Gilt das auch für extre­me, pro­ble­ma­ti­sche Dar­stel­lun­gen?Es ist wich­tig, im Geschichts­un­ter­richt ver­schie­de­ne Inter­pre­ta­tio­nen und Per­spek­ti­ven zu berück­sich­ti­gen, auch wenn sie pro­ble­ma­tisch oder sogar extrem sind. Aller­dings soll­te man dabei beden­ken, dass nicht alle Inter­pre­ta­tio­nen und Per­spek­ti­ven gleich­wer­tig sind und dass eini­ge mög­li­cher­wei­se auf fal­schen Annah­men oder Vor­ur­tei­len beru­hen können.
    Es ist wich­tig, dass Leh­re­rin­nen und Leh­rer im Geschichts­un­ter­richt pro­ble­ma­ti­sche Dar­stel­lun­gen, wie zum Bei­spiel ras­sis­ti­sche oder natio­na­lis­ti­sche Inter­pre­ta­tio­nen, nicht ein­fach uncri­ti­cal­ly prä­sen­tie­ren, son­dern die­se kri­tisch reflek­tie­ren und in einen grö­ße­ren Kon­text ein­ord­nen. Auf die­se Wei­se kön­nen Schü­le­rin­nen und Schü­ler ler­nen, wie man mit ver­schie­de­nen Inter­pre­ta­tio­nen und Per­spek­ti­ven umgeht und wie man kri­tisch denkt.
  • andreas.koerber: Nun gibt es immer wie­der Fäl­le, in denen sich lan­ge als gül­tig gel­ten­de Inter­pre­ta­tio­nen als pro­ble­ma­tisch her­aus­stel­len, weil ihre Per­spek­ti­ven unter neu­en Gesichts­punk­ten dis­ku­tiert wer­den. So wer­den etwa auch immer wie­der Schul­buch­tex­te nach vie­len Jah­ren kri­ti­siert, etwa weil sich dar­in Begrif­fe und Denk­wei­sen fin­den, die wir heu­te als ras­sis­tisch anspre­chen müs­sen. Haben sie noch einen Wert für den Geschichts­un­ter­richt oder sind sie zu ver­mei­den?Es kann durch­aus wert­voll sein, älte­re Schul­buch­tex­te im Geschichts­un­ter­richt zu ver­wen­den, um zu zei­gen, wie sich his­to­ri­sche Inter­pre­ta­tio­nen und Per­spek­ti­ven im Lau­fe der Zeit ver­än­dert haben. Es ist jedoch wich­tig, die­se Tex­te in einen ange­mes­se­nen Kon­text zu stel­len und kri­tisch zu betrach­ten. Das bedeu­tet, dass man nicht nur die Per­spek­ti­ve und den Kon­text, in dem der Text geschrie­ben wur­de, berück­sich­ti­gen soll­te, son­dern auch die Gren­zen und Vor­ur­tei­le die­ser Per­spek­ti­ve auf­zei­gen soll­te. Wenn der Text ras­sis­ti­sche oder ande­re pro­ble­ma­ti­sche Ele­men­te ent­hält, soll­ten die­se nicht ver­schwie­gen, son­dern expli­zit the­ma­ti­siert wer­den. Es ist wich­tig, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ver­ste­hen, dass his­to­ri­sche Inter­pre­ta­tio­nen und Per­spek­ti­ven sich ver­än­dern und dass es not­wen­dig ist, sie immer wie­der kri­tisch zu hinterfragen.
  • andreas.koerber: Das gilt ja nicht nur für älte­re Tex­te. Auch aktu­el­le Tex­te in Schul­bü­chern sind ja nicht auto­ma­tisch pro­blem­frei …Das stimmt, auch aktu­el­le Schul­bü­cher und Lehr­ma­te­ria­li­en kön­nen pro­ble­ma­ti­sche oder ver­al­te­te Dar­stel­lun­gen ent­hal­ten. Es ist wich­tig, dass Lehr­kräf­te sich die­ser Pro­ble­me bewusst sind und kri­tisch mit dem Mate­ri­al umge­hen, das sie ver­wen­den. Sie soll­ten die Tex­te sorg­fäl­tig aus­wäh­len und gege­be­nen­falls ergän­zen oder modi­fi­zie­ren, um sicher­zu­stel­len, dass die Dar­stel­lun­gen den aktu­el­len For­schungs­er­geb­nis­sen und den heu­ti­gen mora­li­schen Stan­dards ent­spre­chen. Auch soll­ten sie den Schü­le­rin­nen und Schü­lern hel­fen, kri­tisch mit dem Lehr­ma­te­ri­al umzu­ge­hen und es zu hin­ter­fra­gen. So kann der Geschichts­un­ter­richt dazu bei­tra­gen, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu mün­di­gen und reflek­tier­ten Bür­gern zu erzie­hen, die in der Lage sind, sich eine eige­ne Mei­nung zu bil­den und die Welt um sie her­um kri­tisch zu betrachten.
  • andreas.koerber: Ken­nen Sie den “Beu­tels­ba­cher Kon­sens”?Ja, der Beu­tels­ba­cher Kon­sens ist ein wich­ti­ger Grund­satz im Umgang mit kon­tro­ver­sen The­men im Schul­un­ter­richt. Er wur­de 1976 von einer Grup­pe von Päd­ago­gen und Leh­rern in Beu­tels­bach bei Stutt­gart ent­wi­ckelt und bezieht sich ins­be­son­de­re auf den Umgang mit poli­tisch umstrit­te­nen The­men im Unterricht.
    Der Kon­sens besagt, dass Leh­re­rin­nen und Leh­rer bei der Behand­lung poli­ti­scher The­men im Unter­richt drei Prin­zi­pi­en beach­ten sollten:
    • Kon­tro­ver­si­tät: Der Unter­richt soll die ver­schie­de­nen Stand­punk­te zu einem The­ma dar­stel­len und eine offe­ne Dis­kus­si­on ermöglichen.
    • Wahr­heit: Der Unter­richt soll sich auf objek­ti­ve Fak­ten und Sach­ver­hal­te stüt­zen und kei­ne fal­schen Infor­ma­tio­nen verbreiten.</li
    • Men­schen­wür­de: Der Unter­richt soll die Wür­de aller Men­schen respek­tie­ren und darf kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung oder Dif­fa­mie­rung von Grup­pen oder Ein­zel­per­so­nen beinhalten.

    Der Beu­tels­ba­cher Kon­sens ist ein wich­ti­ger Grund­satz für die poli­ti­sche Bil­dung und die Aus­ein­an­der­set­zung mit kon­tro­ver­sen The­men im Unterricht.

  • andreas.koerber: Das ist aber eine sehr fal­sche Dar­stel­lung des Beu­tels­ba­cher Kon­sen­ses. Wo haben Sie die her?Ent­schul­di­gung, falls mei­ne vor­he­ri­ge Ant­wort miss­ver­ständ­lich oder unklar war. Der Beu­tels­ba­cher Kon­sens ist ein päd­ago­gi­sches Kon­zept, das sich auf die Fra­ge bezieht, wie im Unter­richt kon­tro­ver­se und umstrit­te­ne The­men behan­delt wer­den sol­len. Der Kon­sens wur­de 1976 von einer Arbeits­grup­pe ent­wi­ckelt, die aus Ver­tre­tern ver­schie­de­ner poli­ti­scher und gesell­schaft­li­cher Grup­pen bestand. Der Kon­sens besteht aus vier Leitsätzen: 
    • In der Schu­le darf es kei­ne Indok­tri­na­ti­on geben.
    • In der Schu­le muss Kon­tro­ver­si­tät offen­ge­legt und ver­tre­ten werden.
    • In der Schu­le muss eine sach­li­che Aus­ein­an­der­set­zung stattfinden.
    • In der Schu­le muss ein Lern­pro­zess stattfinden.

    Der Kon­sens betont also die Bedeu­tung der kri­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit kon­tro­ver­sen The­men und der Ent­wick­lung von Urteils­fä­hig­keit bei Schü­le­rin­nen und Schülern.

  • andreas.koerber: Das ist schon bes­ser, aber immer noch nicht rich­tig.Es tut mir leid, wenn mei­ne vor­he­ri­ge Ant­wort unge­nau war. Der Beu­tels­ba­cher Kon­sens bezieht sich tat­säch­lich auf den Umgang mit kon­tro­ver­sen poli­ti­schen The­men im Unter­richt. Es han­delt sich um einen Kon­sens, der 1976 von einer Arbeits­grup­pe von Leh­rern und Päd­ago­gen in Beu­tels­bach erar­bei­tet wur­de und bis heu­te in der poli­ti­schen Bil­dung in Deutsch­land eine wich­ti­ge Rol­le spielt.
    Der Beu­tels­ba­cher Kon­sens besagt, dass in der poli­ti­schen Bil­dung kon­tro­ver­se The­men behan­delt wer­den soll­ten, um Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu befä­hi­gen, ihre eige­ne Mei­nung zu bil­den und zu ver­tre­ten. Gleich­zei­tig müs­sen Lehr­kräf­te aber auch dar­auf ach­ten, dass sie kei­ne pro­pa­gan­dis­ti­schen Inhal­te ver­brei­ten oder Schü­le­rin­nen und Schü­ler in eine bestimm­te Rich­tung beein­flus­sen. Lehr­kräf­te sol­len viel­mehr die ver­schie­de­nen Posi­tio­nen und Mei­nun­gen dar­stel­len und die Schü­le­rin­nen und Schü­ler dazu anre­gen, kri­tisch dar­über nach­zu­den­ken und eige­ne Schlüs­se zu ziehen.
    Ich hof­fe, dass ich Ihnen mit die­ser Ant­wort wei­ter­hel­fen konnte.
  • andreas.koerber: Etwas unge­nau, aber schon bes­ser. Erst ein­mal dan­ke!Ger­ne, ich bin jeder­zeit bemüht, best­mög­li­che Ant­wor­ten zu lie­fern. Wenn Sie wei­te­re Fra­gen haben oder wei­te­re Klar­stel­lun­gen benö­ti­gen, ste­he ich Ihnen ger­ne zur Verfügung.

Neuer Aufsatz erschienen

24. September 2021 Andreas Körber Keine Kommentare

Im aktu­el­len Heft der Zeit­schrift für Geschichts­di­dak­tik ist fol­gen­de Rezen­si­on erschienen:

Kör­ber, Andre­as (2021): Rezen­si­on zu: Jörn Rüsen: Geschich­te den­ken. Erläu­te­run­gen zur His­to­rik. Wies­ba­den 2020. In: ZfGd 20 (1), S. 247 – 248.

Disciplines and the Anthropocene

20. Februar 2021 Andreas Körber Keine Kommentare

Kör­ber, Andre­as (2021): Disci­pli­nes and the Anthro­po­ce­ne: Reba­lan­cing the Sca­les. Invi­ted Com­men­ta­ry to: David Lam­bert: The Geo­gra­phy of it all. In: Public Histo­ry Weekly 9,1 (2021). DOI: 10.1515/phw-2021 – 17408. <a href=“https://public-history-weekly.degruyter.com/9 – 2021‑1/geography-anthropocene/#comment-17401”>Körber, Andre­as (2021): Disci­pli­nes and the Anthro­po­ce­ne: Reba­lan­cing the Sca­les. Invi­ted Com­men­ta­ry to: Davod Lam­bert: The Geo­gra­phy of it all. In: Public Histo­ry Weekly 9,1 (2021). DOI: 10.1515/phw-2021 – 17408.; https://​public​-histo​ry​-weekly​.degruy​ter​.com/9 – 2021‑1/geography-anthropocene/#comment-17401</a>.

Neuer Beitrag zu Historischem Denken und Historischen Computerspielen

01. April 2018 Andreas Körber Keine Kommentare

Ein neu­er Bei­trag zu his­to­ri­schen Den­ken und His­to­ri­schen Com­pu­ter­spie­len ist nun erschienen:

Kör­ber, Andre­as (2018): “Geschich­te – Spie­len – Den­ken. Kon­tin­genz­ver­schie­bun­gen und zwei­sei­ti­ge Trif­tig­kei­ten”. In: Medi­en­Päd­ago­gik. Zeit­schrift für Theo­rie und Pra­xis der Medi­en­bil­dung. DOI: http://​dx​.doi​.org/​1​0​.​2​1​2​4​0​/​m​p​a​e​d​/​0​0​/​2​0​1​8​.​0​4​.​0​4.X. Online ver­füg­bar unter http://​www​.medi​en​paed​.com/​a​r​t​i​c​l​e​/​v​i​e​w​/​602.

Konzeptfehler, Unkenntnis und unqualifizierte, abwertende Anwürfe

28. Juli 2017 akoerber Keine Kommentare

Aus einer Mail, die mich vor eini­gen Tagen erreichte:

“Sehr geehr­ter Herr Prof. Körber,

ist Ihnen eigent­lich klar, dass der (nicht immer unbe­rech­tig­te) Zeit­ver­treib “Nazi-Jagd” aus­fal­len muss, wenn — wie Sie irri­ger­wei­se ver­mu­ten — die “Ver­gan­gen­heit” gar nicht mehr rekon­stru­ier­bar ist?

Sowohl Ort­mey­er als auch de Lorent gehen ja — durch­aus zu Recht — davon aus, dass es eine his­to­ri­sche Wahr­heit gibt, die sich erken­nen lässt und aus der dann Kon­se­quen­zen zu zie­hen sind. Die­sen Dis­kus­sio­nen ent­zie­hen Sie mit Ihrem nai­ven Sub­jek­ti­vis­mus den Boden — so wie Sie Trump und auch Fred Leuch­ter den Boden bereiten.

Letz­ten Endes alles eine Fra­ge feh­len­der Phi­lo­so­phie­kennt­nis­se. Spöt­ter wür­den jetzt sagen: “Stin­kaf­fe muss ster­ben, damit Sie den­ken kön­nen.” Ich aber sage: “Sie müss­ten weg, damit Ort­mey­er und de Lorent strei­ten können.”

Viel­leicht zeigt Ihnen all das, wie irra­tio­nal und destruk­tiv die­ser naï­ve Dosen­sub­jek­ti­vis­mus nun ein­mal ist.”

Auf die bekannt-bemüht eigen­wil­li­ge Bil­dung unschar­fer, belei­di­gen­der statt inhalt­lich pole­mi­scher Begrif­fe (“Stin­kaf­fe”, “Dosen­sub­jek­ti­vis­mus”) will ich gar nicht wei­ter ein­ge­hen. Eine Rich­tig­stel­lung loh­nen jedoch ein paar ande­re Punkte:

  1. Ich kann mir beim bes­ten Wil­len nicht vor­stel­len, dass so aus­ge­wie­se­ne Kol­le­gen wie Ben­ja­min Ort­mey­er und Peter deLo­rent sich von mei­ner Exis­tenz, Anwe­sen­heit oder sonst irgend­wie am “strei­ten” hin­dern las­sen wür­den. Auch ist mir nicht bekannt, dass sich je einer von ihnen über etwas in die­ser Hin­sicht beschwert hätte.
  2. Etwas ernst­haf­ter: “Nazi-Jagd” ist weder all­ge­mein noch für die bei­den Kol­le­gen (oder jeweils einen von ihnen) ein “Zeit­ver­treib”, noch ist das was sie tun, näm­lich die kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit der his­to­ri­schen Dimen­si­on der Dis­zi­plin, den bei der “Ent­na­zi­fi­zie­rung” unab­sicht­lich oder oft auch absicht­lich über­se­he­nen, ver­tusch­ten etc. Belas­tun­gen von im Bil­dungs­we­sen (oder sonst in der Öffent­lich­keit) agie­ren­den Per­so­nen, als “Zeit­ver­treib” zu dis­kre­di­tie­ren — da hilft auch die halb­her­zi­ge Klam­mer­no­tiz (“nicht immer unbe­rech­tigt”) nicht.
  3. Es ist offen­kun­dig, dass Sie weder Ben­ja­min Ort­mey­ers noch Peter deLo­rents Bestre­bun­gen ernst zu neh­men gewillt sind.
  4. Indem Sie aber for­dern, dass ich “weg” müss­te, damit sie wei­ter machen kön­nen mit dem von ihnen ver­ächt­lich gemach­ten Tun, schwin­gen Sie sich selbst zu einem Möch­te­gern-tota­li­tä­ren Bestim­mer dar­über auf, was sein darf, und was nicht. Aus­ein­an­der­set­zung in der Sache ist das nicht.
  5. Ande­rer­seits ist deut­lich, dass bei­des, die unqua­li­fi­zier­ten Schluss­fol­ge­run­gen ad per­so­nam und die salop­pen Bezü­ge auf einen Streit (? — ist es nicht eher eine Kon­tro­ver­se?), an der ich gar nicht teil­ge­nom­men habe, nur Anlass oder gar Vor­wand ist, um eine tri­vi­al­ob­jek­ti­vis­ti­sche Posi­ti­on zu bekräf­ti­gen und von die­ser aus jeg­li­che kon­struk­ti­vis­ti­sche Erkennt­nis­theo­rie des His­to­ri­schen zu diskreditieren.
    Allein — der impli­zi­te Vor­wurf beruht auf fun­da­men­ta­len Miss­ver­ständ­nis­sen der Theo­rie und fal­schen (oder nicht-)Lesungen: Dass ich der Auf­fas­sung wäre, die Ver­gan­gen­heit, sei “gar nicht mehr mehr rekon­stru­ier­bar” ist  falsch. Um das hier nicht zu einer neu­er­li­chen Theo­rie­dar­le­gung aus­ar­ten zu las­sen, nur in Kürze:
    1. Nir­gends in mei­nen Tex­ten wird das Kon­zept einer Re-Kon­struk­ti­on der Ver­gan­gen­heit abge­lehnt — das von mir mit erstell­te FUER-Kom­pe­tenz­mo­dell His­to­ri­schen Den­kens weist ja als einer der bei­den Grund­ope­ra­tio­nen die­ses Den­kens die “(Re-)Konstruktion” aus.
    2. Zunächst: Was Sie oben mit dem land­läu­fi­gen und auch fach­lich genutz­ten Begriff “die Ver­gan­gen­heit” mei­nen, ist damit eigent­lich schlecht bezeich­net: es geht Ihnen um “die ver­gan­ge­ne Wirk­lich­keit”. Der Ter­mi­nus “Ver­gan­gen­heit”  bezeich­net ja recht eigent­lich nur deren Eigen­schaft, gera­de nicht mehr exis­tent zu sein und des­we­gen nicht unab­hän­gig von Re-Kon­struk­ti­ons­pro­zes­sen erkennbar.
    3. Was aller­dings ein erkennt­nis­theo­re­ti­scher Irr­tum ist, ist der Glau­be, das Ergeb­nis von Re-Kon­struk­ti­on wäre “die Ver­gan­gen­heit” oder eben bes­ser: die ver­gan­ge­ne Wirk­lich­keit selbst.
    4. Re-Kon­struk­ti­on ist immer 
      • selek­tiv: Das gesam­te Ver­gan­ge­ne, — also das, was Sie mit “Ver­gan­gen­heit” bezeich­nen — nütz­te uns nichts, selbst wenn es kei­nen Ver­lust an Quel­len gäbe. Es ori­en­tier­te uns so schlecht wie eine Land­kar­te im Maß­stab 1:1 — so Danto)
      • par­ti­ku­lar: wir inter­es­sie­ren uns für Aus­schnit­te der Ver­gan­gen­hei­ten. Uns für alles mehr als nur nomi­nell zu inter­es­sie­ren, kann nur auf Ver­wir­rung beru­hen, die Ver­fol­gung ent­spre­chen­der Inter­es­sen nur zu ihrer Fort­set­zung und/​oder Stei­ge­rung führen.
      • per­spek­ti­visch: Wie re-kon­stru­ie­ren unter einer bestimm­ten Fra­ge­stel­lung, mit einem Inter­es­se an Zusam­men­hän­gen, die den Zeit­ge­nos­sen der betrach­te­ten Zei­ten nicht bekannt gewe­sen sein müs­sen, oft nicht ein­mal bekannt gewe­sen sein konn­ten, oft auch, weil sie erst mit Spä­te­rem einen “Zusam­men­hang” ergeben)
      • und somit fun­da­men­tal von den Inter­es­sen, Fra­gen, Kon­zep­ten, Wer­ten usw. des His­to­risch Den­ken­den beeinflusst.

      Das Ergeb­nis der Re-Kon­struk­ti­on ist Geschich­te, nicht Ver­gan­gen­heit (was auch inso­fern stimmt, dass die Geschich­te eben nicht ver­gan­gen ist, ihr also die Qua­li­tät der “Ver­gan­gen­heit” gar nicht eig­net — das geschieht erst später).

    5. Gleich­zei­tig gilt aber auch, dass sol­ches Re-Kon­stru­ie­ren nicht ohne die Vor­aus­set­zung von tat­säch­li­chem Ver­gan­ge­nem funk­tio­niert, d.h. von der Vor­aus­set­zung der Tat­säch­lich­keit von Ge- und Bege­ben­hei­ten in frü­he­ren Zei­ten, denen nun die Eigen­schaft des Ver­gan­gen-Seins eig­net. Re-Kon­struk­ti­on von Geschich­te unter­schei­det sich somit — ganz ähn­lich wie bei Aris­to­te­les die His­to­rie von der Poe­tik — sie will näm­lich etwas aus­sa­gen, des­sen Gel­tung und Ori­en­tie­rungs­fä­hig­keit kon­sti­tu­tiv davon abhän­gen, dass die­se Aus­sa­gen nicht über etwas fik­ti­ves, Belie­bi­ges gemacht wer­den. Die Tat­säch­lich­keit des Ver­gan­ge­nes ist näm­lich unab­ding­ba­rer Bestand­teil unse­rer zeit­li­chen Ori­en­tie­rungs­be­dürf­nis­se, der Inter­es­sen und somit der Fra­gen. Wer his­to­risch fragt, fragt nach Aus­sa­gen über ein Ver­gan­ge­nes, das eben nicht ein­fach aus­ge­dacht ist. Wer auf sol­che Bedürf­nis­se und Fra­gen ant­wor­tet (näm­lich re-kon­stru­iert his­to­risch nar­ra­tiv) sagt somit etwas über tat­säch­li­ches Ver­gan­ge­nes aus. Hier ist das “über” von Bedeu­tung: Die Aus­sa­ge selbst ist in Form und Sinn­bil­dung gegen­wär­tig — auch in ihrer Rezep­ti­on, aber sie bezieht sich auf etwas, des­sen frü­he­re Tat­säch­lich­keit vor­aus­ge­setzt wird. Die his­to­ri­sche Aus­sa­ge, das Ergeb­nis der Re-Kon­struk­ti­on, ist somit nicht das Ver­gan­ge­ne selbst, son­dern — wenn sie belast­bar ist — eine gegen Ein­sprü­che und Zwei­fel metho­disch gesi­cher­te Bezug­nah­me auf das Ver­gan­ge­ne, das selbst nicht mehr gegen­wär­tig sein und nicht mehr “ver­ge­gen­wär­tigt” wer­den kann.
      Die Kol­le­gen Ort­mey­er und deLo­rent inter­es­sie­ren sich für die NS-Ver­gan­gen­heit wirk­li­cher frü­he­ren Men­schen, nicht aus­ge­dach­ter Roman­fi­gu­ren, weil das Wis­sen über die­ses Ver­gan­ge­ne und das “Nach­wir­ken” etwas dar­über aus­sagt, in wel­chem “Geis­te”, mit wel­chen Kon­zep­ten und Wer­ten unse­re Gesell­schaft ent­stan­den ist und sich heu­te aus­ein­an­der­set­zen muss.

      Das Re-Kon­stru­ie­ren ist eben etwas ande­res als ein ein­fa­ches “Wahr­neh­men” des Ver­gan­ge­nen, näm­lich im vol­len Sin­ne ein kon­struk­ti­ver Pro­zess. Die Vor­sil­be “re” drückt dabei eben nicht das Ziel der (illu­so­ri­schen) voll­stän­di­gen Wie­der­her­stel­lung aus, son­dern die Gebun­den­heit der Kon­struk­ti­on durch ihren Fokus auf das Ver­gan­ge­ne. Das ist auch der Grund, war­um ich etwa Jörg van Nor­dens Plä­doy­er für die Bezeich­nung der Ope­ra­ti­on als “Kon­struk­ti­on” (ohne Vor­sil­be) nicht tei­le. Er inter­pre­tiert das “re” als Hin­weis auf Wie­der­her­stel­lungs­ab­sicht, die er (zu Recht) ablehnt. Ich sehe im Feh­len der Vor­sil­be die Gefahr, die Bin­dung der Kon­struk­ti­ons­leis­tung an das Ziel der Erkennt­nis über etwas Gewe­se­nes, aus dem Blick zu ver­lie­ren, und sie mit frei­er Kon­struk­ti­on (die nur ande­ren Zie­len dient) zu vermengen.

    6. Die Bin­dung: Das ist dann auch der Grund, war­um das Kon­zept der Re-Kon­struk­ti­on kei­nes­wegs Belie­big­keit bedeu­tet, also kri­te­ri­en­los wäre. Zu wider­spre­chen ist aber die der Vor­stel­lung, das Maß der Qua­li­tät einer Re-Kon­struk­ti­on sei (allein) deren Über­ein­stim­mung mit dem Ver­gan­ge­nen. Re-Kon­struk­ti­on dient der Ori­en­tie­rung inner­halb eines gegen­wär­ti­gen (und erwar­te­ten zukünf­ti­gen) gesell­schaft­li­chen Rah­men ange­sichts der Ver­gan­gen­heit. Es ist daher an meh­re­re Kri­te­ri­en zu bin­den. Das ist der Ort, wo etwas die “Trif­tig­kei­ten” bzw. “Plau­si­bi­li­tä­ten” von Rüsen ins Spiel kommen.
    7. Es geht beim Re-Kon­stru­ie­ren also durch­aus um Erkennt­nis­se über die Ver­gan­gen­heit, aber eben weder um die Erkennt­nis “des Ver­gan­ge­nen” an sich 1 noch um Erkennt­nis­se über Ver­gan­ge­nes, die von jeg­li­chem Ein­fluss spä­te­rer Per­spek­ti­ven, Wer­te, Kon­zep­te etc. frei wären.

 

Anmer­kun­gen /​ Refe­ren­ces
  1. “Ver­gan­gen­heit” kann man sehr wohl fest­stel­len, näm­lich die Eigen­schaft von Zustän­den, ver­gan­gen zu sein und gera­de nicht rekon­struk­ti­ons­un­ab­hän­gig erkannt wer­den zu kön­nen.[]
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Neue Veröfffentlichung

03. Mai 2017 Andreas Körber Keine Kommentare

gera­de erschie­nen: Kör­ber, Andre­as (2017): „Unbe­hag­li­che Über­set­zun­gen? Eine deutsch(sprachig)e Per­spek­ti­ve.“ In: Wal­dis, Moni­ka; Zieg­ler, Béa­tri­ce (2017, Hrsg.): For­schungs­werk­statt Geschichts­di­dak­tik 15. Bei­trä­ge zur Tagung “geschichts­di­dak­tik empi­risch 15”. Bern: h.e.p.-Verlag (Rei­he Geschichts­di­dak­tik heu­te), S. 37 – 58.

dazu gehört:

Seix­as, Peter (2017): Trans­la­ti­ons and its Dis­con­tents. Key Con­cepts in Eng­lish and Ger­man Histo­ry Edu­ca­ti­on. In Moni­ka Wal­dis, Béa­tri­ce Zieg­ler (Eds.): For­schungs­werk­statt Geschichts­di­dak­tik 15. Bei­trä­ge zur Tagung “geschichts­di­dak­tik empi­risch 15. Bern: hep-Ver­lag (Rei­he Geschichts­di­dak­tik heu­te), pp. 20 – 36.

Beitrag zur Sinnbildungslehre Rüsens

30. November 2014 Andreas Körber Keine Kommentare

Mei­ne ursprüng­lich auf der alten Home­page ver­öf­fent­lich­te Erläu­te­rung der Sinn­bil­dungs­ty­pen Rüsens habe ich inzwi­schen bei pedocs eingestellt.

Kör­ber, Andre­as (2014): “Jörn Rüsens anthro­po­lo­gi­sche Begrün­dung des his­to­ri­schen Den­kens und sei­ne Leh­re der dabei zur Ver­fü­gung ste­hen­den Sinn­bil­dungs­ty­pen.” In: PeDocs (http://​www​.pedocs​.de/​v​o​l​l​t​e​x​t​e​/​2​0​1​4​/​9​1​8​8​/​p​d​f​/​K​o​e​r​b​e​r​_​2​0​1​4​_​R​u​e​s​e​n​s​_​S​i​n​n​b​i​l​d​u​n​g​s​l​e​h​r​e​.​pdf)

Beitrag zur Weiterentwicklung der Sinnbildungstypologie

30. November 2013 Andreas Körber Keine Kommentare

Die Sinn­bil­dungs­ty­po­lo­gie Jörn Rüsens hat inzwi­schen meh­re­re Erwei­te­run­gen und Ver­fei­ne­run­gen erfah­ren. Mei­nen letz­ten Erfah­rungs­stand habe ich in fol­gen­dem Arti­kel dar­ge­legt habe, der bei pedocs ver­füg­bar ist:

 

Kör­ber, Andre­as (2013): “His­to­ri­sche Sinn­bil­dungs­ty­pen. Wei­te­re Dif­fe­ren­zie­rung.” In: PeDOCS (http://​www​.pedocs​.de/​f​r​o​n​t​d​o​o​r​.​p​h​p​?​s​o​u​r​c​e​_​o​p​u​s​=​7​2​6​4​&​l​a​=de) (urn:nbn:de:0111-opus-72646).

Geschichtlichkeit und Geschichtskultur als Bedrohung — oder als positive Herausforderung? Zur Begründung von Hilfen zum historischen Lernen

05. Januar 2013 Andreas Körber Keine Kommentare

In einer Haus­ar­beit zitie­ren zwei Stu­die­ren­de Klaus Berg­mann und Rita Rohr­bach mit fol­gen­den Worten:

“Der Beginn his­to­ri­schen Ler­nens in der Schu­le ist nicht der Beginn des his­to­ri­schen Ler­nens schlecht­hin. Wie in kei­ner Gene­ra­ti­on je zuvor sind die Kin­der einer ‘ver­än­der­ten Kind­heit’ immer schon vor ihrer Schul­zeit und immer schon außer­halb der Schu­le einer gera­de­zu wuchern­den ‘Geschichts­kul­tur’ aus­ge­setzt, in der sie, ob sie wol­len oder nicht, eher zufäl­lig und absichts­los als geplant und bewusst, ‘Geschich­te’ ler­nen.” (Bergmann/​Rohrbach 2001, S.11)

und zie­hen dar­aus den Schluss

“Genau hier muss man anset­zen und die Kin­der auf­fan­gen, Fra­gen klä­ren und gemein­sam das his­to­ri­sche Den­ken wei­ter aus­wei­ten und fördern.”

 

Das Zitat von Bergmann/​Rohrbach ent­hält vie­les dem man zustim­men kann, ja muss. Es ist Teil einer Wie­der­ent­de­ckung frü­hen Geschichts­ler­nens nach der Dis­kre­di­tie­rung der frü­he­ren Behand­lung des Gegen­stan­des Geschich­te in der alten Hei­mat­kun­de und unter den Prä­mis­sen der älte­ren Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gie — wie übri­gens selbst noch gemäß der Theo­rie von Pia­get, der­zu­fol­ge ein wirk­li­ches his­to­ri­sches Ler­nen ange­sichts der Abwe­sen­heit der Ver­gan­gen­heit und der somit gege­be­ne­n­en Not­wen­dig­keit for­ma­len Den­kens in die­sem Alter gar nicht mög­lich sei. Hin­ter­grund wie Teil die­ser Wie­der­ent­de­ckung des frü­hen his­to­ri­schen Ler­nens ist die didak­ti­sche Moder­ni­sie­rung, der­zu­fol­ge es beim voll­wer­ti­gen his­to­ri­schen Ler­nen nicht um ein Erfas­sen “der Ver­gan­gen­heit” selbst geht (so dass für die dazu nicht als fähig erach­te­ten Klei­nen mehr oder weni­ger tri­via­li­sier­te oder gar ideo­lo­gi­sier­te Schrumpf- oder Vor­for­men erdacht und legi­ti­miert wur­den), son­dern um den Erwerb der Fähig­kei­ten zum Nach­den­ken über Ver­gan­ge­nes und sei­ne Gegenwart.

Was aller­dings durch­aus befrem­det, ist die in dem Zitat spür­ba­re Bedroh­lich­keit, die von zu viel Geschich­te und zuviel Geschichts­kul­tur aus­ge­he (letz­te­re wird gar als “wuchernd” beschrie­ben). Als Begrün­dung für die­ses wer­ten­de Urteil fin­det sich ledig­lich der Hin­weis auf die ‘ver­än­der­te Kind­heit’ — offen­kun­dig eine Vari­an­te der Theo­rie der ‘frag­men­tier­ten’ moder­nen Kind­heit, einer Kind­heit, die nicht wirk­lich kind­ge­recht sei. Die­se Bedro­hungs­the­se ist es offen­kun­dig, die denn die Stu­die­ren­den auch dazu bringt, davon zu schrei­ben, dass man die Kin­der “auf­fan­gen” müs­se — so als befän­den sie sich im frei­en Fall der Verunsicherung.

Ist die­se The­se wirk­lich plausibel?

Sicher, es mag sein, dass die Lebens­welt für vie­le Men­schen in frü­he­ren Jahr­hun­der­ten (vor allem der “Vor­mo­der­ne”) weni­ger zeit­lich ver­ort­ba­ren Ver­än­de­run­gen unter­wor­fen war, dass die Lebens­ver­hält­nis­se sta­ti­scher waren. Aber galt das für alle Zei­ten und für alle Lebens­be­rei­che? Selbst in jenen Zei­ten und Regio­nen, in denen die sozio-öko­no­mi­schen Ver­hält­nis­se für vie­le Men­schen deut­lich weni­ger Ver­än­de­rungs­po­ten­ti­al boten, wo der Ein­zel­ne deut­lich stär­ker ein­ge­bun­den war in klein­räu­mi­ge Sozi­al­ver­hält­nis­se, aus denen aus­zu­tre­ten schwie­rig war, gab es immer auch Ver­än­de­run­gen, die sich bis auf den Ein­zel­nen aus­wirk­ten. Selbst für das Mit­tel­al­ter wird ja seit eini­gen Jahr­zehn­ten die The­se ver­tre­ten, dass der Beginn der eigent­li­chen gerich­te­ten Ver­än­de­run­gen die Moder­ne nicht von einem sta­ti­schen Mit­tel­al­ter abgrenzt, son­dern gera­de­zu im Mit­tel­al­ter selbst zu suchen ist (vgl. popu­lär­wis­sen­schaft­lich auf­be­rei­tet bei Are­ns xxxx: “Wege aus der Fins­ter­nis”; didak­tisch: Has­berg xxxx: “Das Mit­tel­al­ter als Urgrund der Moderne?”).

Zudem ist es doch seit lan­ger Zeit Cha­rak­te­ris­ti­kum einer moder­nen Geschichts­wis­sen­schaft (und zwar sowohl der sozi­al- wie auch der kul­tur­ge­schicht­li­chen Aus­prä­gun­gen), ihren jewei­li­gen For­schungs­ge­gen­stand, die jeweils betrach­te­te Epo­che als eine umgrei­fen­der Ver­än­de­run­gen zu begrei­fen und von dort­her zu fra­gen, wie die Men­schen in der jewei­li­gen Zeit damit umge­gan­gen sind.

Waren Kind­hei­ten in frü­he­ren Zei­ten wirk­lich “ganz­heit­li­cher”, weni­ger “frag­men­tiert”? Steckt dar­in nicht eine gehö­ri­ge Por­ti­on anti­mo­der­ner Sozialromantik?

Aber selbst wenn es für die Vor­mo­der­ne wei­ter­hin als plau­si­bel gilt — die Zeit, für wel­che der Ver­än­de­rung der Lebens­ver­hält­nis­se als kon­sti­tu­ti­ves Cha­rak­te­ris­ti­kum gedacht wird, umfasst doch inzwi­schen selbst meh­re­re Jahr­hun­der­te. Soll also die gan­ze Neu­zeit über eigent­lich men­schen­fremd gewe­sen sein?

Ist es also wirk­lich nur unse­re “moder­ne” (oder gar erst die “post­mo­der­ne”?) Zeit, in wel­cher Kin­der in ihrer Lebens­welt sicht­ba­ren Zei­chen für Zeit, Wan­del, Ver­gäng­lich­keit, Geschicht­lich­keit begeg­nen, in der sie vor der Her­aus­for­de­rung ste­hen, im Pro­zess ihrer eige­nen Indi­vi­du­al­ent­wick­lung auch eine län­ger dau­ern­de his­to­ri­sche und gar gat­tungs­ge­ne­ti­sche Ent­wick­lung zu den­ken? Oder ist die­se Auf­ga­be eine anthro­po­lo­gi­sche Kon­stan­te, eine für alle Men­schen jeweils kul­tu­rell anders aus­ge­präg­te, aber in ihren Grund­zü­gen allen gemein­sa­me “Ent­wick­lungs­auf­ga­be” (Havighurst; vgl. Kör­ber 2004)?

Abge­se­hen von der Ver­stö­rung über den sozi­al- und kul­tur­his­to­ri­schen Pes­si­mis­mus, der in sol­chen For­mu­lie­run­gen mit­schwingt, ist es auch eine päd­ago­gi­sche Hal­tung, die ange­sichts ver­brei­te­ter päd­ago­gi­scher (Lippen-?)Bekenntnisse, jun­ge Men­schen in ihrer Ent­wick­lung zu eigen­stän­di­gen, selbst­stän­dig und ver­ant­wort­lich urtei­len­den und han­deln­den Mit­glie­dern plu­ra­ler, d.h. viel­fäl­ti­ger Gesell­schaf­ten zu ermu­ti­gen und zu unter­stüt­zen, eher kon­tra­pro­duk­tiv erscheint. Geht es beim Unter­rich­ten und Erzie­hen nur oder auch nur vor­nehm­lich um das Behü­ten, um ein Bewah­ren vor einer Welt, die als bedroh­lich wahr­ge­nom­men wird?

So, wie die The­se von der den Men­schen struk­tu­rell über­for­dern­den Moder­ne, die Auf­fas­sung, der Mensch sein für eine Welt, in wel­cher er selbst mit den viel­fäl­ti­gen Unein­deu­tig­kei­ten, Ambi­va­len­zen und Ambi­gui­tä­ten umge­hen muss, in der ihm das nicht durch fest­ge­füg­te Sozi­al­struk­tu­ren abge­nom­men wird, kaum geeig­net ist, Lern- und Bil­dungs­pro­zes­se zu begrün­den, wel­che jun­ge Men­schen auf Her­aus­for­de­run­gen vor­be­rei­ten, die wir heu­te allen­falls in Umris­sen erah­nen kön­nen, ver­mag eine päd­ago­gi­sche Grund­hal­tung zu über­zeu­gen, wel­che nicht die Neu­gier des jun­gen Ler­nen­den, sein akti­ves Ent­de­cken und Kon­stru­ie­ren als Nor­mal­fall ansieht, son­dern das Schei­tern, die Gefahr, und wel­che ihre Auf­ga­be nicht in der Unter­stüt­zung von eige­nem Erkun­den sehen, son­dern dar­in, die Kin­der behut­sam nur dort­hin zu füh­ren, wo die eige­ne Gesell­schaft schon ist.

Ohne die For­mu­lie­rung der Stu­die­ren­den in die­ser Rich­tung über­in­ter­pre­tie­ren zu wol­len: Lässt sich Geschichts­un­ter­richt wie auch aor- und außer­schu­li­sche Hil­fe beim his­to­ri­schen Ler­nen nicht auch anders begrün­den — ohne die Bedro­hungs- und Beschüt­zungs­me­ta­pher auf­zu­ru­fen? Denn es wird ja auch nicht ange­hen, dass man vor lau­ter Selbst­stän­dig­keits­op­ti­mis­mus die Kin­der ganz allei­ne lässt und sich gar nicht dar­um küm­mert? Wie könn­te eine sol­che Begrün­dung für eine gesell­schaft­li­che wie indi­vi­du­el­le päd­ago­gi­sche Auf­ga­be des Geschichts­leh­rens aus­se­hen, die weder auf Defi­zit­aus­gleich noch auf bewah­rung rekurriert?

Fol­gen­de Über­le­gung mag als Skiz­ze gel­ten: Wenn die Ver­gan­gen­heit als sol­che gar nicht ein­deu­tig hab­bar ist, wenn jede Vor­stel­lung und jede Aus­sa­ge über sie als Kon­struk­ti­on aus einer bestimm­ten Per­spek­ti­ve und mit einem bestimm­ten Inter­es­se erkannt ist (wie es der heu­ti­gen Geschichts­theo­rie ent­spricht), dann kann es einer Gesell­schaft nicht egal sein, wie ihre Mit­glie­der mit der Auf­ga­be his­to­ri­scher Ori­en­tie­rung umge­hen. Zwar kann es in plu­ra­len Gesell­schaf­ten nicht ange­hen, dass die Gemein­schaft oder auch Tei­le von ihr den ein­zel­nen Mit­glie­dern die Ergeb­nis­se ihrer Ori­en­tie­rung, ein bestimm­tes Geschichts­bild oder gar die zuläs­si­gen Fra­gen end­gül­tig vor­schrei­ben– wohl aber muss es gera­de in plu­ra­len und hete­ro­ge­nen Gesell­schaf­ten die­sen ange­le­gen sein, dass die Mit­glie­der gleich­zei­tig selbst­stän­dig den­ken kön­nen und dür­fen, UND mit­ein­an­der über ihr his­to­ri­sches Den­ken kom­mu­ni­zie­ren (und das heißt nicht nur über die Ergeb­nis­se, also die Geschichts­bil­der und ‑Dar­stel­lun­gen, son­dern gera­de auch über die Fra­gen, Bedeu­tun­gen, die Begrif­fe, Kon­zep­te, Nor­men und Wer­te). HIERZU kann und darf his­to­ri­sches Den­ken in Schu­le und vor­her gesell­schaft­li­che Auf­ga­be sein.

Von die­ser Posi­ti­on her ist es also sehr wohl, die Auf­ga­be der Gesell­schaft, und in ihr der Päd­ago­gen, der Erzie­her, der Didak­ti­ker, der Fach­leh­rer, jun­ge Men­schen beim his­to­ri­schen Ler­nen zu unter­stüt­zen, und zwar nicht, um sie zu beschüt­zen vor “zu viel Geschich­te”, son­dern um ihnen zu hel­fen, nicht ein­fach “die Ver­gan­gen­heit” zu erschlie­ßen, son­dern die Arten und Wei­sen, in denen die Gesell­schaft die­se bewahrt, über sie dis­ku­tiert, mit ihr umgeht usw. Dann dürf­te es auch nicht mehr so bedroh­lich sein, dass die Geschicht­kul­tur als “wuchernd” abge­tan wer­den muss — sie ist viel­mehr eine der vie­len Dimen­sio­nen gesell­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Lebens, in wel­chen jun­ge Men­schen denk- urteils- und hand­lungs­fä­hig wer­den sol­len (und wohl auch wollen).

 

Lite­ra­tur:

Are­ns, Peter (2004): Wege aus der Fins­ter­nis. Euro­pa im Mit­tel­al­ter. Mün­chen: Ullstein .
Berg­mann, Klaus; Rohr­bach, Rita (2011): Kin­der ent­de­cken Geschich­te — Theo­rie und Pra­xis his­to­ri­schen Ler­nens in der Grund­schu­le und im frü­hen Geschichts­un­ter­richt. Schwal­bach: Wochenschau.

Berg­mann, Klaus (2001): “„Papa, erklär’ mir doch mal, wozu dient eigent­lich die Geschich­te?” — Frü­hes His­to­ri­sches Ler­nen in Grund­schu­le und Sekun­dar­stu­fe I.” In: Berg­mann, Klaus (Hg.) 2001: Kin­der ent­de­cken Geschich­te.: Theo­rie und Pra­xis his­to­ri­schen Ler­nens in der Grund­schu­le und im frü­hen Geschichts­un­ter­richt: Schwalbach/​Ts: Wochen­schau-Verl: (Wochen­schau Geschich­te), S. 8 – 31.

Has­berg, Wolf­gang (1999): “Das Mit­tel­al­ter — Quell­grund der Moder­ne für den post­mo­der­nen Schü­ler?”, In: Geschich­te, Poli­tik und ihre Didak­tik, 27, 3 – 4, S. 282 – 296.

Kör­ber, Andre­as (2000): ““Hät­te ich mit­ge­macht?”. Nach­den­ken über his­to­ri­sches Ver­ste­hen und (Ver-)Urteilen im Unter­richt.”, In: Geschich­te in Wis­sen­schaft und Unter­richt GWU ; Zeit­schrift des Ver­ban­des der Geschichts­leh­rer Deutsch­lands, 51 (2000), S. 430 – 448.

“Uses” and “ab-uses” of history. Possible consequences for history teaching at schools

12. September 2011 Andreas Körber Ein Kommentar

Kör­ber, Andre­as (2011): ““Uses” and “ab-uses” of histo­ry. Pos­si­ble con­se­quen­ces for histo­ry tea­ching at schools”. Talk deli­ver­ed at the EUSTORY Semi­nar (Ab-)Use of Histo­ry, Hel­sin­ki, August 7th to 10th, 2011.

[jupdf-view­er file=“http://www.pedocs.de/volltexte/2012/6626/pdf/Koerber_2011_Uses_Abuses_D_A.pdf”]

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Andre­as Körber

Uses” and “ab-uses” of histo­ry. Pos­si­ble con­se­quen­ces for histo­ry tea­ching at schools

Talk deli­ver­ed at the EUSTORY Semi­nar (Ab-)Uses of Histo­ry,: Hel­sin­ki; August, 7th – 10th, 2011

1 Introduction

Use and Abu­se of Histo­ry. The terms cen­tral in the sub­ject of this con­fe­rence are both: quite strong and quite unclear – espe­ci­al­ly when appli­ed to a sub­ject like histo­ry. When con­fron­ted with the sug­ges­ti­on to con­tri­bu­te to the dis­cus­sions, here, I imme­dia­te­ly had some asso­cia­ti­ons coming to my mind which had not­hing to do with histo­ry at all, but with a series of “abuse”-subjects in public deba­te of recent years – most­ly abu­se of child­ren by adults in edu­ca­tio­nal or reli­gious insti­tu­ti­ons, by par­ents, and so on. Sure­ly, this was not was was meant by the col­le­agues sug­gest­ing this venue. So I put the­se asso­cia­ti­ons at bay – but they will play a role in my talk later on.

Of cour­se, I was also remin­ded of pro­fes­sio­nal deba­tes not only more clo­se to, but rather direct­ly cen­tral in the area I am working on: theo­ry of histo­ry, name­ly the ques­ti­on of the pos­si­bi­li­ty of truth and objec­ti­vi­ty in our domain. This is some­thing many col­le­agues have reflec­ted upon and whe­re some fun­da­men­tal insights have been gai­ned in the last deca­des. So the ques­ti­on for me was in this case, whe­ther under the hea­ding of “use and abu­se” the­re was to be ano­ther dis­cus­sion of objec­ti­vi­ty. I doub­ted that this would meet much inte­rest, here. So I tried to put this strand asi­de, too.

The­re is, of cour­se ano­ther strand of deba­te, rela­ted to the lat­ter, which is much more pro­ne to the sub­ject of this event, and that is the ques­ti­on of respon­si­bi­li­ty of pro­fes­sio­nal his­to­ri­ans and all others pre­sen­ting accounts of the past – more con­cre­te, the ques­ti­on of what histo­ry to tell and what not to tell. It is the ques­ti­on about the cor­rect, not the true, histo­ry, even though the two ques­ti­ons are stron­gly inter­re­la­ted, at least from some points of view.

When com­mu­ni­ca­ting with Andrea Sen­sen­schmidt and Han­nah Kok­ko­nen – spar­se­ly, I must admit – the ques­ti­on was pre­sen­ted whe­ther I could not say some­thing about histo­ry tea­ching in the for­mer “Ger­man Demo­cra­tic Repu­blic”, the Soviet-allied Eas­tern Ger­ma­ny. I decli­ned this, part­ly becau­se I am by far no expert on that sub­ject. The­re are others who have done first hand rese­arch on it, some of them from a Wes­tern per­spec­ti­ve (e.g. Hans-Die­ter Schmied,1 Hei­ke Mät­zing,2 …, alre­a­dy in times of Ger­man par­ti­ti­on), and others with their own edu­ca­tio­nal and some­ti­mes even pro­fes­sio­nal back­ground as didac­ti­ci­ans of histo­ry in the East, like Chris­ti­na Bött­cher, Mar­ko Deman­tow­sky,3 Saskia Handro4 etc., but also becau­se I felt that it would be only half inspi­ring to pre­sent a com­plex whe­re the jud­ge­ment that it would fall under “abu­se” at least most­ly, was known from the start. In fact the jud­ge­ment on a spe­ci­fic way of “using” histo­ry on the basis that it is foun­ded on a cer­tain ideo­lo­gy is always pro­ble­ma­tic, becau­se we must be awa­re that our own sys­tem of values may be (and most often is) seen as “ideo­lo­gi­cal” by the others. After the end of the block-con­fron­ta­ti­on this argu­ment is not done with. Even though Wes­tern poli­ti­cal thought and values have pro­ved to be supe­ri­or to tota­li­ta­ri­an ones, we still have to admit and con­sider that our values also are con­tin­gent and may be chal­len­ged as “ideo­lo­gic”, espe­ci­al­ly from other cul­tu­ral perspectives.

Much more rewar­ding, so I thought, would be the sub­jects cover­ed by others, about how to address con­tro­ver­si­al and “pro­ble­ma­tic” issues in rese­arch and tea­ching. From my point of view, I might alre­a­dy sta­te here at the begin­ning, the­re is not ques­ti­on on whe­ther to pre­sent a spe­ci­fic his­to­ri­cal account, it is not about pro­per­ly sel­ec­ting, but rather about the atti­tu­des, the func­tion and the methods. In my view, it is not the what but the how and what for of his­to­rio­gra­phy and histo­ry tea­ching, which meri­ted reflec­tion. So “use” and “abu­se” are not about whe­ther pre­sen­ting a spe­ci­fic sub­ject, a spe­ci­fic sto­ry, amounts to abu­se, but whe­ther the­re are spe­ci­fic cri­te­ria by which to judge about the “how” of this presentation.

Tow more points of start for my reflec­tion need to be men­tio­ned. First of all, the terms “use and abu­se” are far from well ela­bo­ra­ted. They are used quite dif­fer­ent­ly, espe­ci­al­ly in our domain. This needs to be reflec­ted, first. And here a refe­rence needs to be made to the recent dis­cus­sions about child abuse.

Second­ly, the ques­ti­on of “uses” of histo­ry (in the more pro­per sen­se) has alre­a­dy been addres­sed by col­le­agues. Mar­gret Macmil­lan, the renow­ned Cana­di­an col­le­ague, has published a popu­lar reflec­tion on it quite recent­ly, and one of the col­le­agues pre­sent here, Klas Gör­an Karls­son, has taken up the ques­ti­on of uses and even of ab-use at a con­fe­rence in Novem­ber 2008, the pro­cee­dings of which have just been published. It is his very short ans­wer of the ques­ti­on what defi­nes abu­se, which I’d like to initi­al­ly cite, cri­ti­cis­ing one of his ide­as, but to final­ly come to a con­clu­si­on, which can be read as a sup­port of his.

2 The problem of “use and abuse” I: Terminology

Within his con­side­ra­ti­ons, Karls­son, howe­ver cau­sal­ly quo­tes Fried­rich Nietzsche’s second “untime­ly con­side­ra­ti­ons”. This famous text, which starts with an app­rai­sal of the ani­mals’ igno­rance of any histo­ry, their living only in a pre­sent, thus being free from any obli­ga­ti­ons of any past, and of a “super­his­to­ri­cal” stand­point (which in my view, infor­med by Jörn Rüsen, would rather be an exem­pla­ric use of histo­ry), and then dif­fe­ren­tia­tes bet­ween three “uses” of histo­ry (monu­men­tal, anti­qua­ri­an, cri­ti­cal), all of which are deep­ly roo­ted in pre­sent needs, has at least in some Eng­lish edi­ti­ons (alt­hough not the bet­ter one used by Karls­son) been titled “Use and Abu­se”. This noti­on is pro­ble­ma­tic. Nietz­sche most pro­found­ly did not want to con­sti­tu­te a spe­ci­fic cri­ter­ion for pro­per use of histo­ry lying in its own domain, but reflec­ted upon the advan­ta­ges and dis­ad­van­ta­ges of histo­ry (thus the best trans­la­ti­on, simi­lar to that of the edi­ti­on used by Karls­son: “uses and dis­ad­van­ta­ges”).5 As for the sub­ject of my talk and of the who­le con­fe­rence, I take it that we don’t talk about “advan­ta­ges” and “dis­ad­van­ta­ges”, about the “pros” and “cons” of refer­ring to the past, that its is not a ques­ti­on of whe­ther to “use” histo­ry in the first place, but that we do talk about the dimen­si­on of pro­per and impro­per use.

3 uses and abuses – a question of typology?

In his pre­sen­ta­ti­on in 2008, Klas-Gör­an Karls­son distin­gu­is­hed dif­fe­rent “uses” of histo­ry, as had Mar­gret Macmil­lan: In short, their reflec­tions, which are both very inte­res­t­ing and valuable to read, can be sum­ma­ri­zed as a typo­lo­gy of moti­va­tions of pre­sen­ting accounts of the past for reasons which lie in the pre­sent. The­re are quite a varie­ty of such moti­va­tions and of spe­ci­fic struc­tures of pre­sen­ta­ti­ons fol­lo­wing them. The enu­me­ra­ti­on here can give just an overview.

      1. sci­en­ti­fic usa­ge: cha­rac­te­ri­zed by inter­nal cri­te­ria of qua­li­ty and vali­di­ty, by the idea of appro­xi­mat­ing an ide­al know­ledge or at least the idea of pro­gres­si­ve­ly “bet­ter” under­stan­ding, by the regu­la­ti­ve idea of a dis­so­cia­ti­on bet­ween the aut­hors’ inte­rests and the sub­ject mat­ter rese­ar­ched, and by the idea that tea­ching and tel­ling (Karls­son speaks of “media­ti­on”, which is by far a too reflec­ti­ve term for the posi­ti­on sket­ched here) means “trans­port” of the pro­per know­ledge into the lear­ners’ or readers’/listeners’ minds (which is thought pos­si­ble becau­se the “true” histo­ry – even though “valid” and “rele­vant” – is con­cei­ved as inde­pen­dent from the reci­pi­ents’ per­spec­ti­ves and inte­rests as from the researchers’.

      2. Exis­ten­ti­al use of history

      3. moral use of history

      4. ideo­lo­gi­cal use of history

      5. “non-use”

      6. “poli­ti­co-pedago­gi­cal use”

      7. MACMILLANS “Histo­ry for Comfort”

        1. Histo­ry as the ulti­ma­te expl­ana­ti­on for life

        2. Histo­ry as an escape from the present

        3. Histo­ry as a book of examp­les for good and evil

        4. Histo­ry as the judge for cur­rent politics

        5. Histo­ry as a field of cur­rent poli­tics (recon­ci­lia­ti­on, rep­en­tance, apo­lo­gies, histo­ry wars)

All of the­ses uses – as is made expli­cit­ly clear by Karls­son, have their merits, their own digni­ty. They can­not be just divi­ded into sup­port­a­ble and insup­port­a­ble, in uses and abu­ses. This in part is due, I’d like to sug­gest, that Karlsson’s and Macmillan’s typo­lo­gies are not “pure” typo­lo­gies, lis­ting mutual­ly exclu­si­ves modes or ways of “using” histo­ry, but rather rele­vant and com­bi­nable dimen­si­ons which need to be dis­cer­ned within any “use” of histo­ry. It may be true that the­re is no neces­si­ty for them all to be pre­sent in a ran­dom­ly sel­ec­ted use, but at least some of them will always be the­re in com­bi­na­ti­on: poli­ti­co-pedago­gi­cal use can be high­ly dri­ven by moral con­side­ra­ti­ons, or by ideo­lo­gi­cal ones, and so on.

For us, glad to say, this is no pro­blem, becau­se Karls­son does not sin­gle out some as pro­per and others as impro­per. The cri­ter­ion for abu­se, accor­ding to him, is – in a pic­to­ri­al meta­phor – not a divi­si­on bet­ween some of them and others, but lying across them, divi­ding fea­si­ble and fal­li­ble ver­si­ons in each cate­go­ry: for him, it is the vio­la­ti­on of human rights.

But: is this a cri­ter­ion which is in any way hel­pful as to the spe­ci­fi­ci­ties of histo­ry? Can it be satis­fy­ing to refer to a cri­ter­ion out­side the theo­ry of histo­ry, only? Isn’t the­re some­thing like an insi­de cri­ter­ion as to when a pre­sen­ta­ti­on of histo­ry, a sto­ry etc. amounts to abuse?

In gene­ral, I’d like to sup­port Karlsson’s libe­ral view that the­re is not one “cor­rect” use of histo­ry, not one way of “doing it”, which takes all the merits, but that the diver­si­ty of “usa­ges” can be fea­si­ble and sup­port­a­ble – espe­ci­al­ly that it is not just the “sci­en­ti­fic” use or the histo­ry of the his­to­ri­ans, which has more digni­ty. Mar­gret Macmil­lan also rejects the idea that histo­ry belongs to the his­to­ri­ans, even though she more stron­gly keeps up the idea that his­to­ri­ans have a stron­ger capa­ci­ty to for­mu­la­te valid his­to­ries, most­ly becau­se of their pos­si­bi­li­ty to take more time and efforts on the task (becau­se they are trai­ned and paid to do so), but also with a refe­rence to the idea that his­to­ri­ans can be more impar­ti­al, more distanced than nor­mal peo­p­le. Throug­hout her book, the idea is visi­ble that the­re is one cri­ter­ion for use and abu­se which comes from histo­ry its­elf, name­ly the appro­pria­ten­ess of the depic­tion of the past: The past its­elf is the cri­ter­ion for use and abu­se of history.

To a much les­ser degree, this cri­ter­ion is also dis­cer­ni­ble in Karlsson’s other dif­fe­ren­tia­ti­on bet­ween a gene­tic and a genea­lo­gic mode of histo­ry. “Gene­tic” he calls – not as the first – the “per­spec­ti­ve” in which we gain and trans­mit know­ledge about the deve­lo­p­ment up to now, whe­re­as the term “genea­lo­gic” refers to the “making” of histo­ry “by reflec­ting our­sel­ves and our pre­sent situa­ti­on in the past” (Karls­son 2011, 133). His (sup­port­a­ble) ide­al is the “balan­ce” of the­se two modes in what he calls a “reflec­ti­ve his­to­ri­cal con­scious­ness”,6 which could “join the­se two fun­da­men­tal his­to­ri­cal per­spec­ti­ves in so far that a genea­lo­gi­cal per­spec­ti­ve can pro­vi­de gene­tic histo­ry with agen­cy and cri­te­ria of rele­van­ce, while a gene­tic per­spec­ti­ve is nee­ded not only to sup­p­ly us with his­to­ri­cal con­tents, but also to help us under­stand why histo­ry is recal­led and repre­sen­ted the way it is.” (Karls­son 2011, 134). He links this to Kierkegaard’s dic­tum about living life for­ward, but under­stan­ding it back­ward. Again: Sup­port­a­ble as this view is, it is also pro­ble­ma­tic, inso­far as it sums up to dif­fe­ren­tia­ting bet­ween a know­ledge of the “real histo­ry” of the “con­tents” (what ever that means: what is the con­tai­ner of the­se con­tents?) and its uses in the pre­sent, bet­ween the sub­stra­tum and the ope­ra­ti­ons. This, to my view, can not hold. I will dwell on this point from ano­ther ang­le in a few minu­tes, but would like to sketch my solu­ti­on here in advan­ce, first: I don’t think that the­re is a pos­si­bi­li­ty of any divi­si­on bet­ween the sub­stra­tum of his­to­ri­cal “con­tents”, of any “real” histo­ry and the ope­ra­ti­on of his­to­ri­cal thin­king. In my theo­re­ti­cal frame­work, they are lin­ked tog­e­ther much more pro­found­ly than sug­gested by Karls­son. It is not a ques­ti­on of joi­ning the­se two per­spec­ti­ves or modes, but whe­ther they can be sepa­ra­ted from one ano­ther in the first place more than ana­ly­ti­cal­ly. I sug­gest that what Karls­son calls “genea­lo­gic” is a modus, a mode of asking, of the ope­ra­ti­on which essen­ti­al­ly turns our adver­tence to things past and their inter­con­nec­tions, in the first place, while what he calls “gene­tic” is a mode of ans­we­ring to such ques­ti­ons stem­ming from the genea­lo­gi­cal per­spec­ti­ve. “Gene­tic” then can be the type of histo­ry told when asked for one’s genea­lo­gy. Howe­ver, it is not the only mode for such nar­ra­ti­ve ans­wers. Jörn Rüsen alre­a­dy distin­gu­is­hed at least four of them in his well-known typo­lo­gy later on cor­rec­ted and refi­ned by Bodo von Bor­ries (and me).7 Gen­e­lo­gi­cal ques­ti­ons, ques­ti­ons asked with a view to the past out of a pre­sent need for agen­cy and rele­van­ce, can not only be ans­we­red by tel­ling a gene­tic sto­ry high­light­ing and stres­sing a deve­lo­p­ment of fun­da­men­tal chan­ges, but also by refer­ring to rules and laws cove­ring situa­tions occur­ring in quite dif­fe­rent times (the exem­pla­ric mode) or by refer­ring to well-estab­lished tra­di­ti­ons (the tra­di­tio­nal mode).

Thus – and this is why I refer to this point here – the dif­fe­ren­tia­ti­on bet­ween the histo­ry and its “use” is erro­n­eous: Histo­ry, or rather: his­to­ries, do only come into exis­tence by “usa­ge”. They are not a sub­stra­tum alre­a­dy pre­sent when the genea­lo­gi­cal inte­rest starts acting – at least not in the way sug­gested by the title of this con­fe­rence and by Karls­son and more stron­gly by Macmillan.

4 The problem of “use and abuse” II: Conceptualization

I alre­a­dy hin­ted that I think that the idea of “using” histo­ry is wrong in a cer­tain way. In order to illus­tra­te this, I’d like to refer to the alre­a­dy men­tio­ned deba­te on child abu­se: When the media star­ted to be full of this con­cept of “child abu­se”, some of the brigh­ter com­men­ta­tors imme­dia­te­ly asked (wit­hout wan­ting to play down), whe­ther talk of child-abu­se was not a pro­blem in its­elf, becau­se it forces us to think about what a pro­per “use” of child­ren would be. Can child­ren be “used” so that one can dif­fe­ren­tia­te other uses as impro­per, which then are cal­led “abu­se”?

The idea behind this chall­enge of the public deba­te and its ter­mi­no­lo­gy is con­cep­tu­al: Whoe­ver uses the term “child abu­se” refers to a con­cept of “child use” and in it to a con­cept of child­ren as being “objects”. Human rights, howe­ver, demand – at least when based on the ide­as of Kant – that no human being be trea­ted only as a means to some out­side aim, that no human being be trea­ted as an object only.

Let’s dwell for a moment on the noti­on of “usa­ge” and on the con­no­ta­ti­on of the object impli­ed in it.

Cle­ar­ly, in this under­stan­ding of “usa­ge”, of “emploi”, the object is alre­a­dy the­re befo­re it is used – we have alre­a­dy seen that point. But more – it also is con­side­red of exis­ting as it is inde­pendent­ly of the usa­ge. The object to be used is seen to have an exis­tence and a spe­ci­fic con­sti­tu­ti­on inde­pen­dent from the usa­ge and the user. If to peo­p­le e.g. use a book for gathe­ring infor­ma­ti­on, the book it its­elf, the mate­ri­al text, is given and the same for both of them. If they use it for e.g. blo­cking a door against moving in the wind, the book also is taken as an exis­ting object.

“Using” means to employ an “objec­tively” exis­ting object for some out­side purpose.

For this kind of noti­on, the­re can be some cri­te­ria for fea­si­bi­li­ty considered:

Cri­te­ria for fea­si­ble uses of this kind may be manifold:

      1. The first cri­ter­ion may be whe­ther the object was inten­ded for the pur­po­se. Thus to take a book for rea­ding may be more fea­si­ble than for using it for blo­cking a door against wind etc. But as we can see, this not a neces­sa­ry cri­ter­ion: it may be fea­si­ble to “ab-use” an object for a new, unin­ten­ded pur­po­se, if other cri­te­ria apply:

        1. First, that the objects real­ly helps to ful­fill the func­tion. The object must be useful. In con­s­truc­ti­vist terms, what us cen­tral here, is the viability.

        2. Second, whe­ther the object is dama­ged in such using. If a book is most likely to be squeezed to unre­a­da­ble sta­tus by the wind-moved door, its deploy for this pur­po­se may be ren­de­red “ab-use” in the nor­ma­ti­ve sense.

        3. Third­ly, ano­ther cri­ter­ion can refer to the sym­bo­lic value of the object. Using a book for stop­ping a door against wind may be fea­si­ble for someone, even though he would call the use of a Qu’ran abuse.

All the­se cri­te­ria have two things in common:

  1. They refer to cases in which objects were used for pur­po­ses for which they were not intended.

  2. They are appli­ca­ble – as said befo­re – if histo­ry is to be con­cei­ved as a pre-exis­ting enti­ty, unch­an­ged for all of its users.

So we should once more think about what histo­ry is and what it is made for.

  1. If “histo­ry” refers to an enti­ty inde­pen­dent from our usa­ge, to the real past or at least our best know­ledge of it, we should, I think, easi­ly con­fer that it was NOT made for any of our uses. It is one of the thoughts stres­sed in some ear­ly con­cepts of post-modern theo­ry of histo­ry: Our pre­de­ces­sors, the peo­p­le having lived befo­re our times, did not do so in order to pro­vi­de us with “con­tent”, with examp­les. They may not be redu­ced to being the sub­stra­tum of our own ori­en­ta­ti­on. The ques­ti­on, then, is not that of what kind of use would amount to ab-use, but whe­ther histo­ry should be used at all. If we take this argu­ment serious­ly (and I think we should), it would for­bid any “use” of histo­ry for some other pur­po­se that to “live it”. “Histo­ry” taken as the past enti­ty of rea­li­ty and the lives in it, cle­ar­ly have no other pur­po­se that to exist.

  2. If “histo­ry” does not refer to this past rea­li­ty, but to our own con­cepts of them, to our con­s­truc­tions, then we can­not object to such “usa­ge”, becau­se histo­ry is not used as a distinct object were, but is is crea­ted in this ope­ra­ti­on in the first place.

So I cle­ar­ly tend to the second under­stan­ding of histo­ry – and I would pre­ser­ve the term for it. The for­mer, the real lives of the peo­p­le in the past, for their hopes and values etc., should be cal­led “the past” only.

So again, we arri­ve at a distinc­tion which is very cen­tral: The rea­li­ty of other times is “the past”. It can be used, and may­be also “abu­sed” in the mea­ning of the term used in recent dis­cus­sions: impro­per, con­dem­nable emploi of an exis­ting object.

But cle­ar­ly, this does not mean that “any­thing goes”, that ever­y­bo­dy is uncon­di­tio­nal­ly free to crea­te any his­to­ri­cal account she or he wis­hes, that the­re are no cri­te­ria whatsoever.

So let’s try to take the argu­men­ta­ti­on a bit further:

Histo­ry in the under­stan­ding just out­lined is a rela­tio­nal con­cept. It is not the past in its­elf, but a cer­tain rela­ti­on bet­ween the past(s) and a spe­ci­fic pre­sent – more pre­cis­e­ly: a spe­ci­fic social, cul­tu­ral, nor­ma­ti­ve and tem­po­ral posi­ti­on. The­r­e­fo­re, cri­te­ria for the fea­si­bi­li­ty of his­to­ries can only be taken from the rela­ti­on. Jörn Rüsen has sug­gested three of them:

      1. empi­ri­cal plausibility

      2. nor­ma­ti­ve plausibility

      3. nar­ra­ti­ve plausibility.

Sin­ce we do not have any other access to the past rea­li­ty as the sub­stra­tum of his­to­rio­gra­phy, we can­not compa­re any given histo­ry to this rea­li­ty, but only eit­her to other his­to­ries of the same nar­ra­ti­ve (and that is: sel­ec­ti­ve, par­ti­tio­nal, per­spec­ti­val, nor­ma­ti­ve etc.) natu­re. If we want to test the empi­ri­cal plau­si­bi­li­ty of a histo­ry, then we should test it against the cur­rent acces­si­ble amount of best first-hand data. As for the nor­ma­ti­ve ingre­di­ents, we need to compa­re it to our own audi­ence and society’s values and as for the nar­ra­ti­ve plau­si­bi­li­ty we have to refer to the cur­rent ide­as of what is accep­ta­ble in terms of explai­ning etc.

But this may not be enough for our pur­po­se. I only refer­ring to Rüsens tri­par­ti­te con­cept of plau­si­bi­li­ties, we have redu­ced the ques­ti­on of ab-use of histo­ry to the ques­ti­on of “objec­ti­vi­ty”. I don’t think this is satisfactory.

So I think we should take into account ano­ther cha­rac­te­ristic of “histo­ry” in the nar­ra­ti­vist mea­ning: “Histo­ry” – even though an indi­vi­du­al­ly crea­ted nar­ra­ti­ve rela­ti­on to the past – is a com­mu­ni­ca­ti­ve con­cept. Histo­ry unfolds its full capa­bi­li­ty of ori­en­ta­ti­on if it does not only link us as indi­vi­du­als, qua­si as mon­ads, to a past that is fore­go­ne, but if it helps us under­stand how our pre­sent socie­ty in its com­ple­xi­ty has been come about and how it is per­cei­ved by others. If we want to be able to act in our socie­ty, we do not only have to cla­ri­fy our own rela­ti­on to the past, but we have to do so with that of our co-mem­bers of socie­ty also. It is not only about who I think I am in my light of the past, and what I make of it, about my inten­ti­ons and moti­va­tions, but also about

  • who the (dif­fe­rent!) others think they are, in their view of the past, what their per­cep­ti­ons of them­sel­ves are and their pos­si­ble actions,

  • who I think they are and what they could or should do,

  • who they think I or we are, etc.

For this coll­ec­ti­ve ori­en­ta­ti­on, we need to exch­an­ge our nar­ra­ti­ves, we need to tell them, but we also need to inte­gra­te them.

Form this con­side­ra­ti­on, long ago laid out by Kurt Rött­gers, we can abs­tract some other cri­te­ria for use and abu­se of histo­ry. But befo­re I short­ly ela­bo­ra­te on them, I might stress, that from here on, the­se cri­te­ria do not refer to “histo­ry” as a syn­onym of “the past”, but that here I refer to the nar­ra­ti­ve rela­ti­ons to the past, which I would reser­ve the term histo­ry for.

  1. First of all, if one func­tion of his­to­ries is not only to indi­vi­du­al­ly, but to coll­ec­tively ori­en­ta­te, then they need to inte­gra­te per­spec­ti­ves. In order to do so, they need to reflect the valid per­spec­ti­ves, i.e. the inte­rests, needs, values etc. of today’s mem­bers of socie­ty. A histo­ry which does not reflect their dif­fe­rent per­spec­ti­ves, ques­ti­ons, values, pat­terns of expl­ana­ti­on etc. would not be ori­en­ta­ting but dis-ori­en­ta­ting. So as a cri­ter­ion, pro­per histo­ry have to inte­gra­te the per­spec­ti­ves of dif­fe­rent par­ti­ti­ons of their audi­ence, not to impo­se one per­spec­ti­ve on the­se dif­fe­rent fractions.

  2. Second­ly, his­to­ries have to offer nar­ra­ti­ve expl­ana­ti­ons, con­nec­tions, and atti­tu­des to the past as well as con­clu­si­ons and moti­va­tions. Again it would be impro­per (and here I would start to use the word ab-use in the full sen­se) if they impo­sed such con­nec­tions and moti­va­tions. This cri­ter­ion needs some more ela­bo­ra­ti­on: How can a histo­ry offer but not impo­se if it is sup­po­sed to pre­sent such a con­nec­tion. How can a histo­ry ful­fil its nar­ra­ti­ve task but not over­due it in this direc­tion? The ans­wer I sug­gest here is: By allo­wing the rea­der, the lis­te­ner to take his own posi­ti­on in rela­ti­on not only to the past but to the nar­ra­ti­ve struc­tu­re of the histo­ry its­elf – by lay­ing open the ingre­di­ents, the inner struc­tures, so that the rea­der can rela­te to them.

If this is what Karls­son meant by not vio­la­ting human rights, if his cri­ter­ion was that the audi­ence, the addres­sees, the public needs to be taken serious­ly in their capa­ci­ty to actively rela­te to sto­ry, and that not doing so would be vio­la­ting human rights – then I ful­ly agree.

5 Using Histories

So slow­ly taking the cur­ve to the last aspect, I hold that the­re is a “using” histo­ry in the sen­se of “using nar­ra­ti­ve struc­tures” in human com­mu­ni­ca­ti­on. And in this sen­se, the­re can be use and abu­se – and they can be seen on at least two sides of the communication:

  1. “Using histo­ry” can mean the ope­ra­ti­ons a per­son car­ri­es out with regard to a given, a pre­sen­ted nar­ra­ti­ve, be it their “(cogni­ti­ve) par­ti­cu­lars” (Karls­son 2011, 135), the con­nec­tions con­s­truc­ted in it, the con­clu­si­ons drawn and offe­red and the appeals made. It can con­sist in their accep­ting them and in their doubting, their distancing from them, their critique.

    On the recipient’s side, then, pro­per use of his­to­ries would be to reco­gni­ze and accepts one’s own capa­ci­ty and respon­si­bi­li­ty, one’s entit­le­ment, but also obli­ga­ti­on to actively rela­te to his­to­ries. It means to lis­ten and read thinking.

  2. On the author’s side, pro­per use of histo­ry the means a way of addres­sing the reci­pi­ent in a way which again reco­gni­zes his com­pe­tence, it means to not trap him into a situa­ti­on whe­re he can­not actively rela­te, he may not be over­powered or over­whel­med.8 This requi­res to

    1. iden­ti­fy rather than hide the con­s­truc­tion­al sta­tus of the pre­sent histo­ry, the fact that it has been crea­ted by a spe­ci­fic, per­so­nal aut­hors, with spe­ci­fic ques­ti­ons in mind, a spe­ci­fic back­ground etc.

    2. to make visi­ble his per­spec­ti­ves and values etc.,

    3. to dis­cuss the ingre­di­ents of the sto­ry, the cha­rac­te­ristics of the pri­ma­ry source mate­ri­al used, the con­cepts appli­ed etc.

    4. to at least ack­now­ledge, bet­ter: indi­ca­te, best: pre­sent and dis­cuss con­tras­ting and con­tra­dic­to­ry mate­ri­als, con­clu­si­on, judgements,

    5. to at least indi­ca­te tho­se parts of the sto­ry, which are more infe­ren­ti­al than others – in a pic­to­ri­al meta­phor: which might be drawn in black and white or greysca­le rather that full colour.

    Misu­se, or abu­se then cle­ar­ly would be to hin­der the reci­pi­ent to make up his own mind, to reflect his/​her own situa­ti­on towards the sto­ry told, the “con­tents”, the values and con­cepts appli­ed etc. Again: to vio­la­te the human right to self-determination.

Two small remarks to the side:

  1. Using the­se cri­te­ria, we might easi­ly arri­ve at con­dem­ning much of Eas­tern Ger­man his­to­rio­gra­phy and histo­ry tea­ching – but I am sure that lots of his­to­rio­gra­phy and tea­ching in the “free west” would look meek, too).

  2. The con­cept of “media­ti­on” used by Karls­son and cri­ti­cis­ed by me abo­ve, can be regard­ed from here, too: If “media­ti­on” is con­side­red as “trans­mis­si­on” of a sto­ry to an audi­ence, their heads and minds only, in a way whe­re it has to be unch­an­ged, this would be ab-use. The term “Ver­mitt­lung” in Ger­man cle­ar­ly has the same pro­blem. In most cases it is taken as “trans­fer of know­ledge” to the stu­dents, whe­re­as a pro­per con­side­ra­ti­on not only from pedago­gi­cal per­spec­ti­ve9 but also from ter­mi­no­lo­gy would yield that it has to make dif­fe­rent per­spec­ti­ves and under­stan­dings, dif­fe­rent posi­ti­ons towards an object, a “con­tent”, here: a his­to­ri­cal account meet and reco­gni­ze each other.

6 Use and abuse in History Teaching

This leads over to the last aspect: For didac­tics, use and abu­se of histo­ry can also be dis­cus­sed on the basis laid down above.

Any histo­ry tea­ching which only focu­ses on pro­vi­ding stu­dents with (at least parts of) the one sto­ry in a fashion whe­re it is best unch­an­ged, any tea­ching which con­ce­als from lear­ners the natu­re both of the spe­ci­fic histo­ry at hand (inclu­ding tho­se in the text­books) and of histo­ry as such as a nar­ra­ti­ve con­s­truct, with strengths in ori­en­ta­ting offer but also with limits, which con­ce­als that the­se his­to­ries do not just repre­sent the past, but have a func­tion in today’s socie­ties and that they need to be asses­sed, rela­ted to, ana­ly­sed and scru­ti­ni­sed, amounts to ab-use.

Histo­ry tea­ching not abusing histo­ry (or bet­ter: his­to­ries) then has to focus on the lear­ners acqui­si­ti­on of the capa­ci­ties, the com­pe­ten­ci­es to reco­gni­ze and accept their own respon­si­bi­li­ty and entit­le­ment towards pre­sen­ted sto­ries. Lear­ners must not only learn to tell sto­ries (in a pro­per way) but also to actively act as cri­ti­cal reci­pi­ents. This is not only valid with a view to the individual’s human right of self-deter­mi­na­ti­on, but also with a focus on socie­ty and on histo­ry as such: Abu­se can only work if reci­pi­ents do not reco­gni­ze and actively take their cri­ti­cal role.

Histo­ry tea­ching which is about hin­de­ring ab-use, then, is about

  1. empower­ment – about empower­ment of the lear­ners to ack­now­ledge and assert their own entitlement

  2. It is about not just tea­ching “the histo­ry”, but also the nar­ra­ti­ve, con­s­truc­ti­ve logic of histo­ry from the start,

  3. It is about actively addres­sing his­to­ri­cal deba­tes and histo­ry wars – but not crea­ting the impres­si­on that the­se histo­ry deba­tes and wars as such were abu­se, but that may­be one side, more often some par­ti­ci­pan­ts on all sides, have bet­ter and worse argu­ments, which may be abuse,

  4. it is about con­side­ring the role of histo­ry and of spe­ci­fic argu­men­ta­ti­ons in such deba­tes and histo­ry wars,

  5. it is not about avo­i­ding to take sides and stands, but to make clear on what grounds they are taken – and about let­ting the lear­ners to take their own stands (but of cour­se not wit­hout pro­per argumentation).

It would be abu­se to hin­der lear­ners to get insight into the func­tion and role of histo­ry and his­to­ries in socie­tal deba­tes and to take their own reflec­ted position.

Thank you.

1E.G. Schmid, Hans-Die­ter (1979): Geschichts­un­ter­richt in der DDR. Eine Ein­füh­rung. Stutt­gart (Anmer­kun­gen und Argu­men­te 25); Schmid, Hans-Die­ter (1982): „Die Ent­wick­lung des Geschichts­un­ter­richts in der SBZ/​DDR.“ In: Berg­mann, Klaus; Schnei­der, Ger­hard (Hgg.; 1982): Gesell­schaft — Staat — Geschichts­un­ter­richt. Bei­trä­ge zu einer Geschich­te der Geschichts­di­dak­tik und des Geschichts­un­ter­richts 1500 – 1980, Düs­sel­dorf 1982, S. 313 – 348.

2Mätzing, Hei­ke Chris­ti­na (1999): Geschich­te im Zei­chen des his­to­ri­schen Mate­ria­lis­mus. Unter­su­chun­gen zu Geschichts­wis­sen­schaft und Geschichts­un­ter­richt in der DDR. Han­no­ver (Schrif­ten­rei­he des Georg-Eckert-Insti­tuts für inter­na­tio­na­le Schul­buch­for­schung, Bd. 96). Hei­ke Mät­zing is also Co-Edi­tor (to Vere­na Rad­kau) of a biblio­gra­phy on Histo­ry Tea­ching in the GDR: Mät­zing, hei­ke Chris­ti­na; Rad­kau, Vere­na (Eds.; 2000): Die DDR-Geschichts­di­dak­tik im Spie­gel der Publi­ka­tio­nen seit 1990. Eine Biblio­gra­phie. In: www​.gei​.de/​d​o​c​s​S​9​6​.​htm (Stand Dezem­ber 2000).

3Demantowsky, Mar­ko (2000): Das Geschichts­be­wußt­sein in der SBZ und DDR. His­to­risch-didak­ti­sches Den­ken und sein geis­ti­ges Bezugs­feld unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung der Sowjet­päd­ago­gik (1946−1973). Biblio­gra­phie und Bestands­ver­zeich­nis. Ber­lin (Bestands­ver­zeich­nis­se zur Bil­dungs­ge­schich­te, Bd. 9). Deman­tow­sky, Mar­ko (2003): Die Geschichts­me­tho­dik in der SBZ und DDR – ihre kon­zep­tu­el­le, insti­tu­tio­nel­le und per­so­nel­le Kon­sti­tu­ie­rung als aka­de­mi­sche Dis­zi­plin 1945 – 1970. Idstein (Schrif­ten zur Geschichts­di­dak­tik, Bd. 15);

4Handro, Saskia (2002): Geschichts­un­ter­richt und his­to­risch-poli­ti­sche Sozia­li­sa­ti­on in der SBZ und DDR (1945−1961). Eine Stu­die zur Regi­on Sach­sen-Anhalt. Weinheim/​Basel (Schrif­ten zur Geschichts­di­dak­tik; 13).

5Karlsson (2011), p. 132 citing Nietz­sche, Fried­rich (1983): „On the Uses and Dis­ad­van­ta­ges of Histo­ry for Life.“ In: Nietz­sche, Fried­rich: Untime­ly Medi­ta­ti­ons. Cam­bridge: Cam­bridge, UP, pp. 57 – 124.

6Reference to the FUER pro­ject and the dis­cus­sion about whe­ther his­to­ri­cal con­scious­ness were not reflec­ti­ve by default or by defi­ni­ti­on (Pan­del, Schö­ne­mann) in Ger­ma­ny? Sup­port for Karlsson’s position.

7On this, see Kör­ber, Andre­as (2011): “Ger­man Histo­ry Didac­tics: From His­to­ri­cal Con­scious­ness to His­to­ri­cal Com­pe­ten­ci­es – and bey­ond?” In: His­to­risch den­ken ler­nen. http://​his​to​risch​den​ken​ler​nen​.user​blogs​.uni​-ham​burg​.de/​2​0​1​1​/​1​2​/​1​1​/​1​3​48/, p. 13f.

8This aspect is of cour­se not only rele­vant for histo­ry. In tea­ching con­texts, it has been for­mu­la­ted with refe­rence to social stu­dies as the first aspect of the „Beu­tels­ba­cher Kon­sens“ – the „Über­wäl­ti­gungs­ver­bot“.

9Oelkers? Gir­mes.

 

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