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Immer wie­der fin­den sich in Unter­richts­ent­wür­fen For­mu­lie­run­gen wie, man wol­le die Ler­nen­den, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf eine “Rei­se in die Ver­gan­gen­heit” schi­cken, wo es doch so viel zu ent­de­cken gebe. Gera­de die­se For­mu­lie­rung, die — manch­mal expli­zit, manch­mal eher unge­wollt — den Titel eines wich­ti­gen Schul­buch­werks der bun­des­deut­sche Nach­kriegs­ge­schichts­di­dak­tik zitiert, fin­det sich dabei zuwei­len gera­de auch in Unter­richts­ent­wür­fen und Argu­men­ta­tio­nen, die aus­drück­lich  “kom­pe­tenz­ori­en­tiert” sein wol­len. — Aber passt das zueinander?

Zu Kom­pe­ten­zen his­to­ri­schen Den­kens gehört es m.E. zwin­gend, dass unter­schie­den wird zwi­schen der Ver­gan­gen­heit als einer unwie­der­bring­li­chen Wirk­lich­keit und der Geschich­te als einer anhand ihrer (par­ti­ku­la­ren und deut­lich ver­än­der­ten) Über­res­te und unse­rer heu­ti­gen Fra­gen rekon­stru­ier­ten Vor­stel­lung von ihr. Die Rede davon “in die Ver­gan­gen­heit” zu rei­sen, mag also moti­vie­rend sein, phan­ta­sie­an­re­gend und “kind­ge­recht” — hilf­reich allein im Sin­ne der Ver­mei­dung von fal­schen Vor­stel­lun­gen ist sie nicht. Oft genug hört man, dass Schü­le­rin­nen und Schü­ler (aber auch Stu­die­ren­de) mit der Vor­stel­lung in den Unter­richt oder die Semi­na­re kom­men, sie könn­te dort erfah­ren, wie es wirk­lich gewe­sen, dass die Vor­stel­lung einer prin­zi­pi­ell kor­rekt (wenn auch viel­leicht nie voll­stän­dig) erkenn­ba­ren Ver­gan­gen­heit, mit­ge­bracht wird. Sie mit sol­chen Meta­phern noch zu beför­dern, ist didak­tisch nicht sinnvoll.

Soll man des­halb auf die­se Meta­phern ganz ver­zich­ten? Das wäre wohl eben­so unsin­nig — nicht zuletzt, weil sie uns und den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ja im All­tag (in der “Geschicht­kul­tur”) trotz­dem über­all begeg­nen. Es wäre also dar­auf zu ach­ten, sie in den eige­nen didak­ti­schen Ana­ly­sen und Argu­men­ta­tio­nen nicht als Ersatz für kon­kre­te­re und plau­si­ble­re For­mu­lie­run­gen von Lern­po­ten­tia­len, Bil­dungs­ge­hal­ten, Zie­len etc. zu ver­wen­den, wie wohl aber immer wie­der auch zum Gegen­stand des Nach­den­kens im Unter­richt zu machen.