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  1. Defi­ni­ti­on:
  2. Reflek­tier­tes Geschichts­be­wusst­sein ist die­je­ni­ge Art und Wei­se des Umgangs mit Geschich­te, der his­to­ri­schen Sinn­bil­dung, die sich ihrer eige­nen Vor­aus­set­zun­gen und der wei­te­ren Deter­mi­nan­ten und Fak­to­ren sowie des Ver­fah­rens, sei­ner Leis­tun­gen und Gren­zen bewusst ist. Wäh­rend der Begriff des „Geschichts­be­wusst­seins” in sei­ner Defi­ni­ti­on als „Sinn­bil­dung über Zeit­er­fah­rung” auch un- und unter­be­wuss­te Pro­zes­se und Struk­tu­ren ein­schließt, ist reflek­tier­tes Geschichts­be­wusst­sein eine gestei­ger­te, infor­mier­te Form. 

  3. Prä­mis­sen:
    1. „Geschich­te” ist nicht gleich Ver­gan­gen­heit, son­dern immer eine par­ti­el­le, gedeu­te­te, kon­stru­ier­te Vergangenheit.
    2. „Geschich­te” ist perspektivisch.

  4. Deter­mi­nan­ten:
  5. Deter­mi­nan­ten von Geschichts­be­wusst­sein, die in einem reflek­tier­ten Geschichts­be­wusst­sein selbst bewusst gemacht wer­den und argu­men­ta­tiv bewer­tet wer­den kön­nen müs­sen, sind u.a.:

    1. das jeweils eige­ne Bedürf­nis, wel­ches ein his­to­ri­sches Den­ken aus­ge­löst bzw. ange­sto­ßen hat, dar­un­ter auch: inwie­weit die­ses Bedürf­nis aus der eige­nen per­sön­li­chen Erfah­rung entspringt,
    2. vor­gän­gig in den Pro­zess des his­to­ri­schen Den­kens ein­ge­brach­te Vor­stel­lun­gen des­sen, was am Ende dabei her­aus kom­men könn­te: Vor­stel­lun­gen von der Leis­tung his­to­ri­schen Wis­sens und Den­kens, über die „Ori­en­tie­rungs­kraft” für das Indi­vi­du­um und die Gesellschaft.
    3. eige­ne poli­ti­sche, sozia­le, reli­giö­se etc. Posi­tio­nen (bzw. die eige­ne Zuge­hö­rig­keit zu gegen­wär­ti­gen sozia­len Grup­pen mit eige­nen Wer­ten etc.)
    4. Vor­stel­lun­gen über das Zustan­de­kom­men his­to­ri­schen Wis­sens (Infor­ma­tio­nen)
      1. Wis­sen und Vor­stel­lun­gen über Über­lie­fe­rungs­we­ge von Infor­ma­tio­nen (Quel­len, Tra­di­ti­on, Über­rest etc.)
      2. Vor­stel­lun­gen über Wahr­heit und Objek­ti­vi­tät in der Geschichte 
        1. Über­zeu­gun­gen im Hin­blick auf die Fra­ge, ob es eine erkennt­nis­un­ab­hän­gi­ge Rea­li­tät gibt und ob sie zugäng­lich ist
        2. Vor­stel­lun­gen dar­über, wor­an man “objek­ti­ve” Geschich­ten erken­nen kann
      3. Vor­stel­lun­gen über Per­spek­ti­vi­tät und Kon­tro­ver­si­tät von geschicht­li­chem Wissen
    5. Auf­fas­sun­gen über Plu­ra­li­tät und/​oder Ein­heit “rich­ti­ger” Geschichte(n)
    6. Vor­stel­lun­gen über die his­to­ri­schen gewor­de­nen Bedin­gun­gen der eige­nen Gegen­wart und des eige­nen Fragens
    7. Vor­stel­lun­gen über „denk-lei­ten­de” For­meln etc.
    8. Bewuss­te Unter­schei­dung zwi­schen Ana­ly­se, Sach­ur­teil und Werturteil

Andreas Körber; Fußleiste


Distan­zie­rung von ver­wie­se­nen Sei­ten;
zuletzt geän­dert: 23.10.2008; Dr. Andre­as Körber