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In seinem jüngsten Buch „Aufgabenkultur im Geschichtsunterricht“1 verweist Manuel Köster auch auf den von uns (v.a. Heike Bormuth, auch Patrizia Seidel und mir) entwickelten Ansatz zur zweiseitigen Aufgabendiagnostik2 Er referiert korrekt, dass dabei das resultierende Anforderungsprofil einer Aufgabe „in einem zweiten Schritt“ mit einem Fähigkeitsprofil der Klasse abgeglichen werden solle und urteilt, damit würden „jedoch überindividuelle Unterschiede eingeebnet und die Aufgabenschwierigkeit auf einen fiktiven ‚Normschüler‘ zugeschnitten.“ (S. 49)
Das verkennt den Ansatz fundamental. Das Fähigkeitsprofil der Lerngruppe soll gerade nicht jeweils nur für jede Dimension einen Wert dür die ganze Klasse ausweisen (dann hätte er Recht), sondern vielmehr für jede Dimension die Bandbreite niedrigster, durchschnittlicher und höchster Ausprägungen erfassen und so gerade nicht einen „Normschüler“ zum Maßstab nehmen (das würde der ganzen vorangehenden Argumentation in diesem Aufsatz und den korrespondierenden Überlegungen zum inklusiven Geschichtslernen3 widersprechen, sondern es ermöglichen eine nach Dimensionen unterschiedliche Differenzierung der Aufgabenanforderungen durch unterstützende und/oder herausfordernde Scaffolds ermöglichen4. Die Erstellung der Fähigkeitenprofile soll denn auch gerade nicht ohne konkrete Anweisungen, sondern auf der Basis zwar erfahrungsbasierter Kenntnis der Lerngruppe, wohl aber anhand einer ganzen Batterie von Leitfragen eingeschätzt werden. Vgl. dazu hier.

  1. Köster, Manuel (2021): Aufgabenkultur im Geschichtsunterricht. 1. Aufl.; Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag (Methoden historischen Lernens). []
  2. Bormuth, Heike; Körber, Andreas; Seidl, Patrizia; Witt, Dirk (2020): Inklusive Diagnostik. Ein Werkzeug zur Planung inklusiven (Geschichts-)Unterrichts. In: Sebastian Barsch, Bettina Degner, Christoph Kühberger und Martin Lücke (Hg.): Handbuch Diversität im Geschichtsunterricht. Inklusive Geschichtsdidaktik. Frankfurt/Main: Wochenschau (Wochenschau Geschichte), S. 338–349; v gl. auch hier https://historischdenkenlernen.blogs.uni-hamburg.de/inklusion-wahrnehmung-von-lernenden-und-ihren-staerken-und-schwaechen-eine-graphische-umsetzung/?preview_id=3568&preview_nonce=207d4a3703&post_format=standard&_thumbnail_id=-1&preview=true []
  3. Körber, Andreas (2020): Inklusive Geschichtskultur — Bestimmungsfaktoren und Ansprüche. In: Sebastian Barsch, Bettina Degner, Christoph Kühberger und Martin Lücke (Hg.): Handbuch Diversität im Geschichtsunterricht. Inklusive Geschichtsdidaktik. Frankfurt/Main: Wochenschau (Wochenschau Geschichte), S. 250–258. []
  4. vgl. auch Körber, Andreas; Seidl, Patrizia; Witt, Dirk; Bormuth, Heike (2020): Inklusives Geschichtslernen via Scaffolding von Aufgaben. In: Sebastian Barsch, Bettina Degner, Christoph Kühberger und Martin Lücke (Hg.): Handbuch Diversität im Geschichtsunterricht. Inklusive Geschichtsdidaktik. Frankfurt/Main: Wochenschau (Wochenschau Geschichte), S. 405–423. []