Gastvortrag von Herrn Dr. Martin Lücke:
„Diversity und Ungleichheiten – race, class und gender als geschichtsdidaktische Analysekategorien“
„Diversity“ ist in aller Munde. Ihr ist der Anspruch immanent, gesellschaftliche Heterogenität in ihrer Vielfalt zu akzeptieren und darauf hinzuwirken, dass die durch geschlechtliche, soziale oder ethnische Kategorisierungen entstehenden Hierarchien abgeschliffen werden, ohne einen Verlust an Vielfalt hinnehmen zu müssen. Aus Sicht der Geschichtswissenschaft mag eine solche Vorstellung naiv erscheinen, haben doch gerade die historischen Kultur- und Sozialwissenschaften gezeigt, dass race, class und gender als „Achsen der Ungleichheit“ in der Geschichte überhaupt erst schier unüberwindbare gesellschaftliche Hierarchien hergestellt haben.
Kann die Didaktik der Geschichte in diesem Konflikt vermitteln? Als Mittlerin zwischen Gegenwartswahrnehmungen und Vergangenheit kann sie vor allem die Historizität von Vielfalt betonen, um Konflikte um Vielfalt in ihrer historischen Tiefenschärfe zu verstehen. Gesellschaftliche Heterogenität wird auf diese Weise zu einer Kategorie mit Geschichte. Indem etwa im Geschichtsunterricht die Wirkungsmächtigkeit von race, class und gender analysiert wird, können die Schülerinnen und Schüler mit der Geschichte einen sekundären Erfahrungsraum betreten, in dem sie erfahren, in welcher Vielfältigkeit die Kategorien race, class und gender historisch gewirkt haben und dass diese Kategorien wirkungsvolle Inklusions- und Exklusionsmechanismen bereit hielten.
Die „Folien“ des Vortrages sind nun hier abrufbar.
Herr Dr. Martin Lücke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin. Er forscht und lehrt zu den Themen Diversity und transkultureller Geschichtsunterricht, Holocaust und historisches Lernen und zu historischer Biografieforschung.
Datum: 20. Januar 2010
Uhrzeit: 18.00 Uhr
Ort: Philosophenturm Hörsaal A
(Von- Melle- Park 6)
Nachträge (21.1.2010):