Die Frage, ob und wie die Kultur (durchaus auch im Sinne von Pflege) der Erinnerung an den Holocaust, die Teil des (durchaus mühsam und bei weitem nicht abschließend errungenen) Selbstverständnisses der Bundesrepublik ist, für Migranten anders gedacht und ihnen gegenüber anders vermittelt werden soll, ist nicht einfach zu beantworten. Einerseits sind „die Migranten“ (die es also einheitliche Gruppe gar nicht gibt) davon nicht „nicht betroffen“, andererseits können sie aber auch nicht einfach als von den „autochthonen Deutschen“ (die ebenfalls alles andere als einheitlich sind) ununterschieden gedacht werden.
Es bedarf also wohl einer erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber kulturellen Differenzen und ihrer Bedeutung für historisches Orientieren und Denken, ohne diese Differenzen in irgendeiner Weise vorzugeben und zuzuschreiben.
In diesem Zusammenhang ist ein Artikel interessant, der diese Woche in DIE ZEIT erschienen ist, und der sich mit dem Verhältnis deutschtürkischer Jugendlicher (nicht: „der Deutschtürken“) zum Holocaust und zur Holocaust-Erinnerung beschäftigt:
Topcu, Özlem; Wefing, Heinrich: „Bist Du Jude?“ In: DIE ZEIT Nr. 4; 21.1.2010.
Bitte auch die beiden verlinkten weiteren Artikel beachten — und die Kommentare der Leser, die zum Teil tiefe Einblicke in die (vorhandenen oder fehlenden) Fähigkeiten von Lesern geben, mit den Konzepten von historischer Identitäten umzugehen.