Arbeitsbereich Geschichtsdidaktik / History Education, Universität Hamburg

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Neuer Titel erschienen

15. September 2021 Andreas Körber Keine Kommentare

Gera­de ist erschienen:
Titelbild: Tomann/Stach (2021): Historisches Reenactment. Berlin: deGryuter

Dar­in auch:
Kör­ber, Andre­as; Bleer, Anna; Kopisch, Anni­ka; Led­de­rer, Den­nis; Seh­l­mann, Jan Otto Hol­ger (2021): Didak­ti­sche Per­spek­ti­ven auf Ree­nact­ment als Geschichts­sor­te. In: Sabi­ne Stach und Julia­ne Tomann (Hg.): His­to­ri­sches Ree­nact­ment. Ber­lin: deGruy­ter (Medi­en der Geschich­te; 4), S. 97 – 129.
Die­ser Arti­kel ist ein Arbeits­er­geb­nis des Koope­ra­ti­ons­pro­jekts “Tea­ching Staff Resour­ce Cen­ter” mit der Public Histo­ry des Fach­be­reichs Geschich­te (Prof. Dr. Thors­ten Log­ge), kon­kret dem Pro­jekt­se­mi­nar zum Gebrauch von Geschich­te – Muse­um, Denk­mal, Film, Bild und Füh­rung in Get­tysburg (USA) und Grunwald/​Tannenberg (Polen) 2017 (gemein­sam mit Dr. Sebas­ti­an Kubon, und Dr. Sabi­ne Bam­ber­ger-Stem­mann von der Lan­des­zen­tra­le für Poli­ti­sche Bil­dung Ham­burg, in des­sen Rah­men u.a. eine Hand­rei­chung “Ree­nact­ments erschlie­ßen” ent­stand (Autor*innen: Anna Bleer, Anni­ka Kopisch, Den­nis Led­de­rer, Otto Sehlmann). 

PETITION: Soziale Absicherung für (Solo-)Selbsttständige in der Geschichtsvermittlung (Stadtführungen) und Guides in Museen, Gedenkstätten! Aufnahme in die Künstler*innen-Sozialkasse

21. Februar 2021 Andreas Körber Keine Kommentare

In die­sen Zei­ten zeigt sich, wie pre­kär (Solo-)Selbstständige und “Free­lan­cer” in der Geschichts­ver­mitt­lung in Muse­en, Gedenk­stät­ten und als Gui­des von Stadt­füh­run­gen sind.

Sie wer­den der­zeit nicht in die Künstler*innen-Sozialkasse (KSK) auf­ge­nom­men — oder nur dann, wenn sie ihre Tätig­keit “künst­le­risch” anle­gen. Das darf aber nicht zur Bedin­gung wer­den. Nicht nur, aber gera­de Geschichts­ver­mitt­lung zu sen­si­ti­ven The­men wie bei­spiels­wei­se NS-Ver­bre­chen und Kolo­ni­al­ge­schich­te, bedarf sowohl viel­fäl­ti­gen Enga­ge­ments als auch der nöti­gen Ernsthaftigkeit.

Ich bit­te daher um Unter­stüt­zung die­ser Petition:

Kul­tur­ver­mitt­lung braucht sozia­le Absi­che­rung! KSK für Muse­ums­päd­ago­gik und Kulturvermittlung! 

Neuer Aufsatz erschienen

22. September 2020 Andreas Körber Keine Kommentare

Gera­de eben ist erschienen:

Kör­ber, Andre­as; Mey­er-Ham­me, Johan­nes; Hough­ton, Robert (2021): Lear­ning to Think His­to­ri­cal­ly. Some Theo­re­ti­cal Chal­lenges when Play­ing the Cru­sa­des. In <a href=“https://www.routledge.com/Playing-the-Crusades-Engaging-the-Crusades-Volume-Five/Houghton/p/book/9780367264413”>Robert Hough­ton (Ed.): Play­ing the Cru­sa­des. Abing­don: Rout­ledge (Enga­ging the Cru­sa­des, 5), pp. 93 – 110. ISBN 978 – 0‑367 – 26441‑3.</a>

Fußsoldaten in grauer Konföderierten-Uniform knien im Vordergrund vor einer Gruppe blau uniformierter Unionssoldaten

Reenactment: Nostalgische Sinnbildung per symbolisch-enaktiver “Wiedereinsetzung in den vorigen Stand”. Zur Logik und Typologie historischer Sinnbildung und ihrer (partiellen) Suspendierung im Reenactment.

17. August 2020 Andreas Körber Keine Kommentare

Einleitung

Über Ree­nact­ments als Geschichts­sor­te 1 wer­den in letz­ter Zeit vie­le ana­ly­ti­sche Unter­su­chun­gen publi­ziert. Dazu gehört auch das (sehr emp­feh­lens­wer­te) neue Buch von Ulri­ke Jureit, in wel­chem sie anhand unter­schied­li­cher Ree­nact­ments jeweils einen sys­te­ma­ti­schen Aspekt der per­for­ma­ti­ven Ver­ge­gen­wär­ti­gung von Ver­gan­gen­heit erör­tert. 2 An einer For­mu­lie­rung dar­aus möch­te ich kurz einen Aspekt zum Cha­rak­ter his­to­ri­scher Sinn­bil­dung in Ree­nact­ments aufzeigen.

Narrative Begriffe

In Jureits Kapi­tel über Ree­nact­ments des Ame­ri­ka­ni­schen Bür­ger­kriegs heißt es:

“In der geschichts­kul­tu­rel­len Debat­te über Ursa­chen und Zie­le des Ame­ri­ka­ni­schen Bür­ger­kriegs ver­engt sich die Kon­tro­ver­se gegen­wär­tig dar­auf, wel­che Rol­le die Skla­ve­rei und ihre Abschaf­fung bezie­hungs­wei­se ihre von der Kon­fö­de­ra­ti­on ange­streb­te Bei­be­hal­tung für den War bet­ween the Sta­tes spiel­te. Die inter­na­tio­na­le For­schung hat dazu bereits zahl­rei­che Stu­di­en vor­ge­legt, die den Civil War in ers­ter Linie als einen für das 19. Jahr­hun­dert typi­chen Staats- und Nati­ons­bil­dungs­krieg kenn­zeich­nen.” 3

An der hier zitier­ten Cha­rak­te­ri­sie­rung des Krie­ges lässt sich gut eine Spe­zi­fik his­to­ri­scher Sinn­bil­dung auf­zei­gen: Begrif­fe die­ser Art, wel­che Ereig­nis­se bzw. Ereig­nis­kom­ple­xe einer bestimm­ten Aus­prä­gung einer Typo­lo­gie zuord­nen, sind alles ande­re als rein typo­lo­gisch. Sie sind selbst nar­ra­tiv, inso­fern sie in der Dich­te eines ein­zel­nen Ter­mi­nus einen Ver­lauf ver­dich­ten, der über das Ereig­nis hin­aus­reicht. Sol­che Begriffs­zu­wei­sun­gen sind nur retro­spek­tiv mög­lich, in hind­sight. Zum einen lässt sich erst in die­sem Rück­blick das Ereig­nis “Ame­ri­ka­ni­scher Bür­ger­krieg” über­haupt gänz­lich fassen.

Selbst wenn bereits zeit­ge­nös­sisch eine Bezeich­nung als ein Bür­ger­krieg benutzt wor­den sein soll­te, muss­te sie in der kon­kre­ten Abgren­zung wenig sicher und unklar blei­ben. Zeit­ge­nös­sisch sind denn — wie Jureit auch ver­merkt — 4 ganz ande­re Bezeich­nun­gen ver­wen­det wor­den, so “War bet­ween the Sta­tes” aus kon­fö­de­rier­ter Per­spek­ti­ve (die Sezes­si­on vor­aus­set­zend und die Nor­ma­li­tät und Legi­ti­mi­tät des Kon­flikts als zwi­schen­staat­lich beto­nend) bzw. “Rebel­li­on” — nicht nur die Unrecht­mä­ßig­keit, son­dern auch die Inner­staat­lich­keit, d.h. die eigent­lich wei­ter­be­stehen­de Zusam­men­ge­hö­rig­keit hervorkehrend.

Jeder die­ser Begrif­fe erzählt somit eine ande­re Geschich­te. “War bet­ween the Sta­tes” setzt zunächst eine tat­säch­li­che Abspal­tung an den Beginn, “Rebel­li­on” leug­net ihre Tat­säch­lich­keit. Aber der wis­sen­schaft­li­che Begriff des “(typi­schen) Staats- und Nati­ons­bil­dungs­kriegs” rekur­riert neben der abschlie­ßen­den Abgren­zung des Ereig­nis­kom­ple­xes noch auf min­des­tens zwei wei­te­re Ele­men­te: Zum einen eine Regel­haf­tig­keit sol­cher Pro­zes­se, wenn nicht über alle Zei­ten, so doch inner­halb einer Zeit­span­ne (hier 19. Jh.), zum ande­ren aber auf die Kennt­nis der Wir­kung und des Nach­le­bens des Abge­schlos­se­nen Kon­flikts. “Nati­ons­bil­dungs­krieg” kann nur sein, was der Nati­ons­bil­dung gehol­fen hat. Dem tun auch bereits im Krieg erkenn­ba­re Bestre­bun­gen kei­nen Abbruch, genau eine sol­che Nati­ons­bil­dung expli­zit anzu­stre­ben — wie etwa schon in Lin­colns Get­tysburg Address vom 19. Novem­ber 1863 erkenn­bar. 5

Im vol­len Sin­ne aber setzt die Qua­li­fi­ka­ti­on des Krie­ges als “Staats- und Nati­ons­werkungs­krieg” nicht nur die erkenn­ba­re Absicht, son­dern die ent­spre­chen­de Wir­kung vor­aus. Für die Zeitgenoss:innen der Aus­ein­an­der­set­zung — sei es als Poli­ti­ker, Sol­da­ten, Ange­hö­ri­ge — aber kann der Kon­flikt die­se Qua­li­tät nicht gehabt haben. Für sie war es ein Kon­flikt nicht nur mit offe­nem Aus­gang, son­dern auch mit erhoff­ten und befürch­te­ten, nicht aber mit garan­tier­ten oder ein­ge­tre­te­nen Wirkungen.

Bei den Ree­nact­ments von Schlach­ten die­ses Bür­ger­kriegs nun mischen — nein: kom­bi­nie­ren und durch­drin­gen — sich nun die unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven und ihre Nar­ra­ti­ve — und sie tun es gewis­ser­ma­ßen “schief”: Auf klei­nem Maß­stab — also mit hohem Abs­trak­ti­ons­grad — über­wie­gen Beto­nun­gen von Gemein­sam­keit und Ver­söh­nung. Sie impli­zie­ren zudem die Aner­ken­nung des tat­säch­li­chen Ergeb­nis­ses, wes­halb sie auf grö­ße­rem Maß­stab (also bei Betrach­tung ein­zel­ner Gebie­te, Schick­sa­le, in ein­zel­nen klei­ne­ren Erin­ne­rungs­for­men) aus Uni­ons­per­spek­ti­ve auch über­wie­gen dürf­te, woge­gen auf die­ser sel­ben Ebe­ne Nar­ra­ti­ve des “Lost Cau­se”, der Ver­ur­sa­chung des Krie­ges durch die Nega­ti­on der “Sta­tes’ Rights” etc. eher bei Anhän­gern kon­fö­de­rier­ter Sicht­wei­sen ver­tre­ten sein dürften.

Reenactments: Spannung zwischen narrativer Retrospektive und ihrer Suspendierung

Glei­ches fin­det sich im Ree­nact­ment. Es gibt Bei­spie­le dafür, dass Darsteller*innen ihre zu spie­len­den Trup­pen nicht nach ihrer eige­nen Inter­pre­ta­ti­on des Krie­ges aus­wäh­len, son­dern aus deut­lich prag­ma­ti­sche­ren Grün­den — etwa Wohn­ort­nä­he. Das stützt die Inter­pre­ta­ti­on, dass es um das Erin­nern an die von Nord- und Südstaaten(soldaten und ‑bewohner:innen) gemein­sam durch­lit­te­ne Prü­fung geht. Es kommt der Inter­pre­ta­ti­on des “Second Birth” und der retro­spek­tiv attes­tier­ten Nati­ons­bil­dungs­wir­kung am nächsten.

Gleich­zei­tig aber hat Ree­nact­ment auch eine zumin­dest par­ti­el­le Facet­te der Auf­he­bung des retro­spek­ti­ven Wis­sens und somit der aus hind­sight erstell­ten oder bestä­tig­ten Cha­rak­te­ri­sie­rung des Krie­ges. Im Erle­ben des wie­der­ver­ge­gen­wär­tig­ten Kamp­fes — ins­be­son­de­re bei den Tac­ti­cals, wel­che nicht einen rea­len Ablauf abbil­den, son­dern qua­si ergeb­nis­of­fen ‘aus­ge­foch­ten’ wer­den, fin­det sich so etwas wie eine sym­bo­li­sche und psy­chi­sche “Wie­der­ein­set­zung in den vori­gen Stand” (um eine juris­ti­sche For­mu­lie­rung zu entlehnen).

Einige in Uniformen des US-Bürgerkriegs gekleidete Männer stehen im Zeltlager vor einer Reihe Dixi-Toiletten. Gettysburg 7/2017. (c)A.Körber

“Nach­er­le­ben, wie es wirk­lich war (?). Eini­ge in Uni­for­men des US-Bür­ger­kriegs geklei­de­te Män­ner ste­hen im Zelt­la­ger vor einer Rei­he Dixi-Toi­let­ten. Get­tysburg 7/​2017. © A. Körber”

In die­sem Sin­ne ist in Ree­nact­ment zumin­dest par­ti­ell als eine sym­bo­li­sche Sus­pen­die­rung der Retro­spek­ti­ve und retro­spek­ti­ver Sinn­bil­dung zuguns­ten einer sug­ges­tiv-immersi­ven Wie­der­in­kraft­set­zung der Offen­heit zu erken­nen. Dies erzeugt natür­lich eine unauf­lös­ba­re Span­nung, denn aus der Retro­spek­ti­ve kön­nen Akti­ve natür­lich nicht wirk­lich aus­tre­ten. Zudem kann kei­nes­wegs vor­aus­ge­setzt wer­den, dass die ima­gi­nier­ten Ver­gan­gen­hei­ten zwi­schen den ein­zel­nen Akti­ven wirk­lich kom­pa­ti­bel wären. Das eine gemein­sa­me Agie­ren hat dabei eine beson­de­re Bedeu­tung der Authentifizierung.

Der Gleich­zei­tig­keit unter­schied­li­cher indi­vi­du­el­ler sowie (teil-)gesellschaftlicher und poli­ti­scher Bedürf­nis­se und Moti­ve ent­pre­chend dürf­ten bei Ree­nact­ment-Ereig­nis­sen ganz unter­schied­li­che Kom­bi­na­tio­nen nar­ra­ti­ver For­men his­to­ri­scher Sinn­bil­dung neben­ein­an­der und inein­an­der ver­schränkt im Spiel sein — und zwar sowohl zwi­schen Betei­lig­ten (Organisator:innen, Akteur:innen, Zuschauer:innen und Außen­ste­hen­den) als auch im Den­ken und Han­deln (aller?) ein­zel­ner. Letz­te­res deu­tet kei­nes­wegs auf eine Art his­to­rio­gra­phi­scher bzw. his­to­risch den­ken­der Inkon­se­quenz oder ‘Schi­zo­phre­nie’ hin, son­dern ist durch­aus ein Merk­mal allen his­to­ri­schen Denkens.

Konsequenzen für die Sinnbildungstypologie?

His­to­ri­sche Dar­stel­lun­gen und Aus­sa­gen, fol­gen sel­ten einem ein­zi­gen Sinn­bil­dungs­mus­ter, son­dern kom­bi­nie­ren zumeist meh­re­re, wie schon bei der Ent­wick­lung der Typo­lo­gie Jörn Rüsen fest­ge­stellt hat. 6 Es kommt daher sowohl für eine Cha­rak­te­ri­sie­rung und Inter­pre­ta­ti­on weni­ger auf eine “Rein­heit” der Erzähl- und Sinn­bil­dungs­mus­ter an als auf die nar­ra­ti­ve Trif­tig­keit gera­de auch der Kom­bi­na­tio­nen. Die­se kön­nen etwa sequen­ti­ell mit­ein­an­der ver­knüpft wer­den. 7

Eben­so ist aber auch eine Par­al­le­li­sie­rung denk­bar. Gera­de in den eher nach innen gerich­te­ten Facet­ten der nach­er­le­ben­den Qua­li­tät von Ree­nact­ments ist zuwei­len eine sol­che Ver­schrän­kung zwei­er Sinn­bil­dungs­mus­ter zu einer cha­rak­te­ris­ti­schen Kom­bi­na­ti­on zu erken­nen. Zusam­men­ge­fasst kann man sie auch als “nost­al­gi­sche Sinn­bil­dung” bezeich­nen: Dem ‘immersi­ven’ Nach­er­le­ben einer ver­gan­ge­nen Situa­ti­on oder Lebens­wei­se wird die Qua­li­tät eines Aus­stiegs aus einer als belas­tend emp­fun­de­nen Gegen­wart zuge­schrie­ben. Die Ver­gan­gen­heit wird die­ser Gegen­wart posi­tiv gegen­über­ge­stellt. So ver­bin­det sich im Wunsch der Fort­gel­tung dama­li­ger Lebens­ver­hält­nis­se eine ins nor­ma­tiv-opt­a­tiv ver­scho­be­ne tra­di­tio­na­le Sinn­bil­dung mit einer desk­tip­tiv-gene­ti­schen in der Aner­ken­nung ihrer seit­he­ri­gen (nega­ti­ven) Veränderung.

Ob hin­sicht­lich der ers­te­ren von einer ‘Ver­schie­bung’ der Sinn­bil­dung gespro­chen wer­den soll­te, muss wei­ter dis­ku­tiert wer­den. Man kann auch  grund­sätz­lich pos­tu­lie­ren, dass alle Sinn­bil­dun­gen nicht nur in posi­tiv-affir­ma­ti­ver Form und zwei kri­ti­schen Vari­an­ten vor­kom­men  8, son­dern auch jeweils in deskrip­ti­vem und nor­ma­ti­vem bzw. opt­a­ti­vem Modus. Eine sol­che Erwei­te­rung des Sinn­bil­dungs­mo­dells passt inso­fern zur theo­re­ti­schen Begrün­dung his­to­ri­schen Den­kens als Ori­en­tie­rungs­leis­tung, als der deskrip­ti­ve Modus zur Domä­ne der ‘Natur­zeit’ und der normative/​optative/​hypothetische Modus hin­ge­gen zu der­je­ni­gen der ‘Human­zeit’ gehört. 9

His­to­ri­sches Den­ken und Erzäh­len cha­rak­te­ri­siert sich dann kei­nes­wegs allein durch die Kom­bi­na­ti­on und Ver­schrän­kung von Erzähl­mus­tern unter­schied­li­chen Typs im rein des­krp­ti­vem Modus, nicht nur als eine Sinn­bil­dung über mani­fes­te und geahn­te Zeit­er­fah­rung, son­dern ins­be­son­de­re aus als ein Modus der sinn­bil­den­den Ver­bin­dung zeit­be­zo­ge­nen Erken­nens und Ver­ar­bei­tens mit ent­spre­chen­dem Wün­schen, Phan­ta­sie­ren etc. Dies scheint sich gera­de an sol­chen Geschichts­sor­ten (also geschichts­kul­tu­rel­ler Ver­ar­bei­tungs­for­men) zu zei­gen, die ein hypo­the­ti­sches Agie­ren in einer sym­bo­lisch ‘wie­der­ein­ge­setz­ten’ Ver­gan­gen­heit ermöglicht.

Enaktivität als handelnde Suspendierung der narrativen Retrospektive

Das aller­dings legt es nahe, die nicht nur kogni­ti­ve, son­dern kör­per­lich-räum­li­che Facet­te die­ser Geschichts­sor­ten eher als ‘enak­tiv’ denn als ‘per­for­ma­tiv’ zu bezeich­nen. Das ist durch­aus kon­sis­tent mit Mat­thi­as Mei­lers lin­gu­is­ti­scher Her­lei­tung des Wort­par­ti­kels “enact” im Begriff “Ree­nact­ment” aus der angel­säch­si­schen Ver­wal­tungs­spra­che. 10 Dem­nach geht die Bezeich­nung “to enact” auf die Bezeich­nung für einen Rechts­akt zurück, in dem ein Beschluss, ein Gesetz o.ä. “in Kraft gesetzt” wur­de. “Re-enact-ing” ist dem­nach das Wie­der­in­kraft­set­zen der Offen­heit der Situa­ti­on — und im Fall von Schlach­ten-Ree­nact­ments viel­leicht auch mit der Hoff­nung auf die Mög­lich­keit einer (eben­so sym­bo­li­schen) Neu­schaf­fung von Tat­sa­chen. 11.

Damit wäre zudem der Tat­sa­che Rech­nung getra­gen, dass sich die­se Qua­li­tät ja gar nicht so sehr auf eine nach außen — auf ein wie auch immer gear­te­tes oder vor­ge­stell­tes Publi­kum — rich­tet, son­dern als wesent­li­che Facet­te der Qua­li­fi­zie­rung der Situa­ti­on und ihres Sinns auf die Agie­ren­den selbst. Kom­ple­men­tär zur oben zitier­ten lin­gu­is­ti­schen Her­lei­tung aus der eng­li­schen Ver­wal­tungs­spra­che wäre damit die Bedeu­tung des Agie­rens für die Kon­struk­ti­on his­to­ri­schen Sinns ange­spro­chen, wie etwa im Kon­zept des “Enak­ti­vis­mus” der kon­struk­ti­vis­ti­schen Kogni­ti­ons­wis­sen­schaft (etwa nach Fran­cis­co Vare­la) die spie­le­ri­sche „Koin­sze­nie­rung von Wahr­neh­men­den und Wahr­ge­nom­me­nem“ begrif­fen wird, die gera­de nicht eine rei­ne auto­poie­ti­sche Erzeu­gung einer Vor­stel­lung ohne jeg­li­chen Bezug auf eine Wirk­lich­keit meint, son­dern den krea­ti­ve Ent­wurf der­sel­ben als Bild. 12

Das ist durch­aus kom­pa­ti­bel mit his­to­ri­schem Den­ken als Re-Kon­struk­ti­on einer zwar als gege­ben vor­aus­ge­setz­ten, nie aber beob­ach­ter­un­ab­hän­gig erkenn­ba­ren Ver­gan­gen­heit. Inso­fern ist Re-Enact­ment eine Form re-kon­struk­ti­ven his­to­ri­schen Den­kens. Das unter­schei­det sie etwa von äußer­lich und hin­sicht­lich eini­ger Orga­ni­sa­ti­ons­for­men ver­gleich­ba­ren Events und Sub­kul­tu­ren wie LARP und auch Sci­ence-Fic­tion-LARP 13, aber auch von “lite­ra­ri­schem Ree­nact­ment”. 14 Bei­den kommt nur indi­rekt auch his­to­ri­sche Qua­li­tät zu, inso­fern in ihnen a) an fik­tio­na­len Bei­spie­len auch außer­halb der Fik­ti­on gül­ti­ge Lebens­ver­hält­nis­se und Denk­wei­sen prä­sen­tiert wer­den (bei Insze­nie­run­gen von Roman­sze­nen geht es dann nicht um die kon­kre­ten Figu­ren und ihre Geschich­ten, wohl aber ste­hen sie für bestimm­te Zeit­ty­pi­ken) und b) mit ihnen Welt- und Gesell­schafts­bil­der (inklu­si­ve Zukunfts­vor­stel­lun­gen) ver­gan­ge­ner Autor:innen wie­der­be­lebt wer­den. Wer “Star Trek” spielt, spielt ja nicht ein­fach Zukunft, son­dern ggf. die Zukunfts­vor­stel­lun­gen der 1960er Jah­re (aller­dings ggf. mit den Aktua­li­sie­run­gen gem. der ja fort­ge­setz­ten Reihe).

Anmer­kun­gen /​ Refe­ren­ces
  1. Vgl. Log­ge, Thors­ten: “Histo­ry Types” and Public Histo­ry. In: Public Histo­ry Weekly 2018 (2018). []
  2. Jureit, Ulri­ke: Magie des Authen­ti­schen. Das Nach­le­ben von Krieg und Gewalt im Ree­nact­ment. Göt­tin­gen 2020 (Wert der Ver­gan­gen­heit). []
  3. Jureit 2020, S. 57, mit Ver­wei­sen auf McPher­son, Saut­ter und Kee­gan. []
  4. Jureit 2020, S. 58, FN 57. []
  5. Auch dies reflek­tiert Jureit in eini­ger Aus­führ­lich­keit wegen der dort erkenn­ba­ren Stif­tung eines ver­söh­nen­den Sinns des Krie­ges als gemein­sam erlit­te­ne Her­aus­for­de­rung;  Jureit 2020, S. 53 u. 61ff). []
  6. Rüsen, Jörn: Leben­di­ge Geschich­te. Grund­zü­ge einer His­to­rik III: For­men und Funk­tio­nen des his­to­ri­schen Wis­sens. Göt­tin­gen 1989 (Klei­ne Van­den­hoeck-Rei­he 1489), S. 42, 57. []
  7. Ein Bei­spiel: Erzäh­lun­gen eines gesell­schaft­li­chen Fort­schritts in tech­ni­scher, wirt­schaft­li­cher oder gesell­schaft­li­cher Hin­sicht sind oft­mals kei­nes­wegs allein dem Typ gene­ti­scher Sinn­bil­dung zuzu­ord­nen. Sie kom­bi­nie­ren die­sen viel­mehr mit tra­di­tio­na­ler Sinn­bil­dung inso­fern, als der gerich­te­ten Ent­wick­lung ein Ursprung zuge­schrie­ben wird, — etwa in den Ent­de­ckun­gen der Renais­sance und der Über­win­dung eines rein reli­giö­sen Welt­bil­des im Huma­nis­mus oder einer Erfin­dung als eher punk­tu­el­le Ursprün­ge für eine nach­fol­gen­de gerich­te­te Ent­wick­lung. []
  8. Vgl. Kör­ber, Andre­as: His­to­ri­sche Sinn­bil­dungs­ty­pen. Wei­te­re Dif­fe­ren­zie­rung. http://​www.pedocs.de​/​volltexte/​2013/​7264/​., näm­lich einer auf Erset­zung der kon­kre­ten Erzäh­lung durch eine glei­chen Typs zie­len­de ‘inne­re’ Kri­tik und eine, wel­che die nar­ra­ti­ve Logik der Sinn­bil­dung selbst kri­ti­siert. []
  9. Vgl. Rüsen, Jörn: His­to­ri­sche Ver­nunft. Grund­zü­ge einer His­to­rik I: Die Grund­la­gen der Geschichts­wis­sen­schaft. Göt­tin­gen 1983 (Klei­ne Van­den­hoeck-Rei­he 1489), S. 51. []
  10. Mei­ler, Mat­thi­as: Über das ‑en- in Ree­nact­ment. In: Ree­nact­ments. Medi­en­prak­ti­ken zwi­schen Wie­der­ho­lung und krea­ti­ver Aneig­nung. Hrsg. von Anja Dresch­ke, Ilham Huynh, Rapha­e­la Knipp u. David Sitt­ler. Bie­le­feld 2016 (Loca­ting media 8). S. 25 – 42. []
  11. Dass zuwei­len sol­che Ree­nact­ments auch mit dem Begriff des “Remat­ches” ver­bun­den und ange­kün­digt wer­den, deu­tet dar­auf hin. Vgl. z.B. zur Schlacht von Has­tings: Ungoed-Tho­mas, Jon (15.10.2006): “1066, the rematch: Harold loses again.” In: The Times (15.10.2006). []
  12. Vgl. Weber, Andre­as: Die wie­der­ge­fun­de­ne Welt. In: Schlüs­sel­wer­ke des Kon­struk­ti­vis­mus. Hrsg. von Bern­hard Pörk­sen. Wies­ba­den 2011. S. 300 – 318, S. 206. []
  13. Vgl. z.B. Engel­hardt, Micha­el: To bold­ly go … – Star Trek-LARP in unend­li­chen Wei­ten. In: Teil­zeit­Hel­den. Maga­zin für gespiel­te und erleb­te Phan­tas­tik (27.11.2015).[]
  14. vgl. Knipp, Rapha­e­la: Nach­er­leb­te Fik­ti­on. Lite­ra­ri­sche Orts­be­ge­hun­gen als Ree­nact­ments tex­tu­el­ler Ver­fah­ren. In: Ree­nact­ments. Medi­en­prak­ti­ken zwi­schen Wie­der­ho­lung und krea­ti­ver Aneig­nung. Hrsg. von Anja Dresch­ke, Ilham Huynh, Rapha­e­la Knipp u. David Sitt­ler. Bie­le­feld 2016 (Loca­ting media 8). S. 213 – 236. []
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Commemoration and Types or Patterns of Historical Meaning-Making (Narrating)

25. November 2019 Andreas Körber Keine Kommentare

(This is a text from last year’s dis­cus­sion with Sté­pha­ne Léves­que and Gabri­el Reich on nar­ra­ti­ve pat­terns’ role in reflec­ting on monu­ment and memo­ri­al poli­cy. I never got round to finis­hing ist. Sor­ry for the delay.)

In their texts and in the ear­lier dis­cus­sion (first on Public Histo­ry Weekly: Léves­que, Sté­pha­ne (2018): Remo­ving the Past?, then on Acti­ve Histo­ry CA: A new approach to deba­tes over Mac­do­nald and other monu­ments in Cana­da, Part 1 and Part 2), Léves­que sug­gested a model of dif­fe­rent levels of his­to­ri­cal com­pe­ten­ci­es fol­lo­wing Jörn Rüsen’s typo­lo­gy of nar­ra­ti­ve patterns.

While I agree that the­re is a lot of plau­si­bi­li­ty in a sequen­ti­al deve­lo­p­ment of the­se types of nar­ra­ting throug­hout (Wes­tern) histo­ry, and that the gene­tic type is the most com­plex and advan­ced one, I don’t find much plau­si­bi­li­ty in the idea that in the deve­lo­p­ment of stu­dent’ thin­king within their life­time, the tra­di­tio­nal type should have any prio­ri­ty to the other ones. Ins­tead, I think that stu­dents encoun­ter full-fled­ged nar­ra­ti­ves as well as simp­le state­ments of all types simul­ta­neous­ly from the begin­ning, and will acqui­re them along­side each other — but only gra­du­al­ly learn to reco­gni­ze them for what they are, gras­ping their logic.

Con­sider the fol­lo­wing graph:

© Andre­as Kör­ber 2018

It is to visua­li­ze the idea that incre­asing reco­gni­ti­on of chan­ge in his­to­ric time (the x‑axis) first leads to the deve­lo­p­ment of the tra­di­tio­nal type (asking for the ori­gin of the curr­ent­ly valid, in cloud 1), then the expe­ri­ence that what has ori­gi­na­ted can also peri­sh again and the­r­e­fo­re asking for ori­g­ins is not enough, lead to the deve­lo­p­ment of the exem­pla­ric type, asking for pat­terns and rules behind the chan­ge on the sur­face (cloud 2), and only modern expe­ri­ence of increased/​accelerated chan­ge then led to the deve­lo­p­ment of the gene­tic type, asking for the direction.

Each of the­se pat­terns leads to dif­fe­rent expec­ta­ti­ons for the future. Initi­al­ly (green per­spec­ti­ve), the future may seem quite simi­lar from the pre­sent. What is per­cei­ved as having begun, stays valid. Only from the (later) blue per­spec­ti­ve, a pat­tern seems dis­cer­ni­ble, lea­ding to the expec­ta­ti­ons that the future will also yield simi­lar pat­terns of events as are detec­ted in the past. From the (still later) oran­ge per­spec­ti­ve, an (addi­tio­nal?) increase in their “magni­tu­re” can be per­cei­ved and its con­ti­nua­tion be expec­ted.
The graph also is to show that the rules and pat­terns as well as ide­as of ori­g­ins have not been ren­de­red obso­le­te by each new type, but are super­im­po­sed or inte­gra­ted into it.

I use this graph in my lec­tu­re. I now have added the small arrows. They are to indi­ca­te the lear­ning-neces­si­ties of a per­son within a rela­tively short time-span of life or even youth. While in pre-modern times, they only encoun­te­red the then-deve­lo­ped pat­terns (if the model is valid), in moder­ni­ty, they will have to use all pat­terns simul­ta­neous­ly, in order not make sen­se differentially.

The idea of a homo­lo­gy is pro­ble­ma­tic in ano­ther way, also. It might sug­gest that peo­p­le in anti­qui­ty (or pre-modern-times) were deve­lo­ped rather like child­ren or youths, not real­ly grown-ups. This idea is not new, but is very pro­ble­ma­tic. As you might be awa­re of, Rudolf Stei­ner, foun­der of anthro­po­so­phy, sug­gested that the “anci­ent” Greek had a men­tal age of about 7‑ye­ars-olds. And the­re was a very influ­en­ti­al Ger­man “didact” of histo­ry in the 19th cen­tu­ry (Fried­rich Kohl­rausch), who com­bi­ned a simi­lar idea of the homo­lo­gi­cal deve­lo­p­ment in the way peo­p­le con­cei­ved “god” with that of beco­ming of age. So only the modern man was real­ly “grown up” (and is was the Ger­mans who did so — very nationalist).

Becau­se of Rüsen’s idea of a “homo­lo­gy” in the sequence of deve­lo­p­ment of nar­ra­ting types bet­ween man­kind (phy­lo­ge­ne­sis) and indi­vi­du­als (onto­ge­ne­sis), Bodo von Bor­ries (and I as assistant to him) did a lar­ge-sca­le rese­arch in the ear­ly 1990s, were we pre­sen­ted stu­dents with items of dif­fe­rent typo­lo­gi­cal logic to dilem­ma-situa­tions, like Rüsen hims­elf has used for qua­li­ta­ti­ve rese­arch and for explai­ning the nar­ra­ti­ve types. We did find a pre­do­mi­nan­ce of agree­ment to “tra­di­tio­nal” items with 6th-gra­d­ers (abt. 11 yrs), but found no line­ar deve­lo­p­ment. In fact, 9th-gra­d­ers see­med even to regress. All this is published in Ger­man only, I fear.

I would stron­gly sug­gest to distin­gu­ish bet­ween the his­to­ri­cal deve­lo­p­ment and hier­ar­chy of the­se pat­terns on the one hand and pro­gres­si­on in lear­ning on the other hand, for which I sug­gest the third dimension.

As for Lévesque’s revi­sed table of com­pe­ten­ci­es in a fur­ther com­ment in PHW and his eva­lua­ti­on that Gabri­el Reich is cor­rect in that the gene­tic type pro­vi­des no solu­ti­on to the ques­ti­on of whe­ther to keep or get rid of monu­ments: Do the­se types real­ly lead to spe­ci­fic poli­ti­cal posi­ti­ons — espe­ci­al­ly if they are always com­bi­ned? Or do they rather cha­rac­te­ri­ze part of their under­ly­ing under­stan­ding? I think the­re are dif­fe­rent posi­ti­ons and solu­ti­ons pos­si­ble by each nar­ra­ti­ve. The value of the dif­fe­ren­tia­ti­on of types of mea­ning making and nar­ra­ti­on is rather ana­ly­ti­cal than prescriptive.

And that is also the pedago­gi­cal value: I think the­se typo­lo­gies (your table and mine) can be used for clas­si­fy­ing and dis­cus­sing state­ments of peo­p­le in the poli­ti­cal deba­te. It will enhan­ce stu­dents abili­ty to reco­gni­ze the logics behind spe­ci­fic poli­ti­cal stances. And it may well show that both sug­ges­ti­ons of kee­ping and of get­ting rid of can be under­pin­ned by dif­fe­rent types of nar­ra­ti­ve, but that would gene­ra­te may­be dif­fe­rent policies:

Take an exam­p­le from Gabri­el Reich’s patch, again: civil war monu­ments in Richmond.

One could argue for kee­ping the sta­tu­tes on Monu­ment Ave­nue on grounds of purely tra­di­tio­nal thin­king: to mark the ori­g­ins of the spe­ci­fic sta­te of things. This is both pos­si­ble in par­ti­san ways (only “our” heroes), but also in a more “inclu­si­ve” form, asking for such monu­ment of both sides to be pre­sen­ted, to mark the ori­gin of the count­ries “divi­si­on”. Equal­ly in tra­di­tio­nal mode (but with dif­fe­rent poli­ti­cal back­ground), one might call for their rem­oval. If you hold that the divi­si­on they mark is no lon­ger given, they might be removed.

In exem­pla­ric mode (as I opi­ned ear­lier), one could speak out for the pre­ser­va­ti­on of the monu­ments on the grounds that they exem­pli­fy a cer­tain time and cul­tu­re which we can still con­sider as “over­co­me”, but one can also argue for their rem­oval becau­se they repre­sen­ted out­da­ted or poli­ti­cal­ly non-sup­port­a­ble rela­ti­ons to the past, and that our time needs to find new ones, not “pro­gres­sed” ones, but such which reflect the “cha­rac­te­ristics of our time”.

I do agree that to hold a spe­ci­fi­cal­ly gene­tic view makes it hard to envi­si­on the who­le ques­ti­on as one of kee­ping vs. remo­ving, — but it does­n’t exclude it to the full extent.

If peo­p­le are thin­king pre­do­mi­nant­ly in gene­tic mode, expe­ri­en­cing the coun­try to having over­co­me that divi­si­on, they object to a tra­di­tio­nal logic they per­cei­ved the monu­ments to have. In this case, it would be the ten­si­on bet­ween one’s own gene­tic mode of thin­king and that per­cei­ved in the monu­ments, which would gene­ra­te a poli­ti­cal position.

If the gene­tic per­spec­ti­ve was upon how to impro­ve com­me­mo­ra­ti­on, one might ask for making such com­me­mo­ra­ti­ons “more inclu­si­ve”. This may have been behind erec­ting a monu­ment for Arthur Ashe among the con­fe­de­ra­te gene­rals — not a very con­sis­tent move, though, given that is mere­ly addi­tively com­bi­nes monu­ments. In fact, it crea­tes a “memo­ri­al land­scape” of a rather com­plex nar­ra­ti­ve struc­tu­re, part of which is tra­di­tio­nal (“heroes”) and exem­pla­ry (“each group”), but by doing so enforces a new kind of tra­di­tio­na­li­ty (kee­ping the racial groups apart, assig­ning each “their own” tra­di­ti­on to hold up). So the inten­ded “pro­gress” by inclu­si­vi­ty (“An ave­nue for all peo­p­le”) may in fact have crea­ted a mul­ti-tra­di­tio­nal nar­ra­ti­ve. 1

But the­re are other pos­si­ble solu­ti­ons sug­gested by gene­tic thin­king.  The con­cept of past peo­p­le being “child­ren of their own time” is as gene­tic as it can get, refer­ring to a fun­da­men­tal chan­ge in time, so that morals and actions might be con­side­red incom­men­sura­ble across times. This con­cept has been used for exo­ne­ra­ting past peo­p­les views and actions. On this ground, one might call it “use­l­ess”. But it isn’t. Gene­tic his­to­ri­cal thin­king ent­ails both — to reco­gni­ze the tem­po­ral chan­ge and moral and poli­ti­cal con­texts for past actions dif­fe­rent from ours, AND to reco­gni­ze that our own con­text is valid, too.

From this point of view, it may under­pin a pre­sent posi­ti­on trans­gres­sing the “keep/remove”-divide, name­ly to find ways of memo­ri­a­li­zing civil war “heroes” (and/​or “vil­lains” that is) that do NOT inad­ver­t­ent­ly invi­te for tra­di­tio­nal or exem­pla­ric heroic rea­ding, but spe­ci­fi­cal­ly marks the distance of time.

It is impe­ra­ti­ve, this thin­king goes, to keep the­se memo­ri­als, but not as heroic marks to the past or as ambi­va­lent mar­kers. One should not just remo­ve them, for that would put into obli­vi­on not only the past, but also the who­le dis­cus­sion and reflec­tions, the unea­si­ness about its repre­sen­ta­ti­on which spark­ed the dis­cus­sion in the first place. Gene­tic thin­king would not be con­tent to just remo­ve the hero­ism (espe­ci­al­ly that of the wrong, side) with the effect to have no memo­ry at all, but would call for a memo­ri­a­liza­ti­on which spe­ci­fi­cal­ly marks the chan­ge bet­ween that time and ours today.

Again, take a Ham­burg exam­p­le. In an ear­lier con­tri­bu­ti­on to this dis­cus­sion I alre­a­dy hin­ted to coun­ter-memo­ri­a­li­sa­ti­on. One of the best examp­les is here in Hamburg-Altona:

Monu­ment and Coun­ter-Monu­ment next to at St. Johan­nis-Church in Ham­burg-Alto­na 2

Next to Altona’s St. Johan­nis Church, a monu­ment had been erec­ted in 1925 for the mem­bers of the 31st Inf­an­try Regi­ment in WW1, com­mis­sio­ned by sur­vi­vors of that regi­ment. Each of the three sides of the column-like monu­ment made of clin­ker fea­tures an over­si­zed, half-naked figu­re, repre­sen­ting a war­ri­or with some antique weapon.

The inscrip­ti­on below reads “To the fal­len for a gra­teful memo­ry, to the living for a remin­der, to the coming gene­ra­ti­ons for emu­la­ti­on.” 3. Cle­ar­ly a very tra­di­tio­nal pro­to-nar­ra­ti­ve, both exten­ding the own war­ri­or­ship of the sol­diers into anti­qui­ty and cal­ling for its emu­la­ti­on, lack­ing any tran­s­cen­dence. The for­mu­la was coin­ed by August Böckh for Fried­rich Wil­helm III of Prus­sia, and was used on monu­ments remem­be­ring the “libe­ra­ti­on wars” against Napo­le­on, but also later on tho­se for the “uni­fi­ca­ti­on wars” of 1870/​71. After the los­ses of mil­li­ons in WW1, its usa­ge — espe­ci­al­ly of the third ele­ment — is remar­kab­le, albeit not all­tog­e­ther uncom­mon 4.


In the mid-1990s, the church’s con­gre­ga­ti­on com­mis­sio­ned a coun­ter-memo­ri­al, crea­ted by Rai­ner Tied­je, con­sis­ting of three acryl-glass-pla­tes, each direct­ly con­fron­ting one of the war­ri­ors, depic­ting “dark, emacia­ted, fear­ful crea­tures”, as the expl­ana­ti­on on the page “denk​mal​ham​burg​.de” sta­tes (thus on http://​denk​mal​ham​burg​.de/​k​r​i​e​g​e​r​d​e​n​k​m​a​l​-​a​n​-​d​e​r​-​s​t​-​j​o​h​a​n​n​i​s​k​i​r​c​he/, my trans­la­ti­on). It con­cludes “In the cen­ter the hero­ism and the exal­ta­ti­on, in front of it it the hor­ror of war. A suc­cessful mix­tu­re.” (my translation).


Gegen­denk­mal zum 31er Krie­ger­denk­mal (aus: Gedenk­stät­ten in Ham­burg. Weg­wei­ser zu den Stät­ten der Erin­ne­rung an die Jah­re 1933 – 1945. https://​www​.gedenk​staet​ten​-in​-ham​burg​.de/​g​e​d​e​n​k​s​t​a​e​t​t​e​n​/​g​e​d​e​n​k​o​r​t​/​g​e​g​e​n​d​e​n​k​m​a​l​-​z​u​m​-​3​1​e​r​-​k​r​i​e​g​e​r​d​e​n​k​m​al/

To me, this coun­ter­me­mo­ri­al is not just a (exem­pla­ric-mode) jux­ta­po­si­ti­on of (trad­tio­nal-mode) hero­ism and hor­ror of war, but the­re is fun­da­men­tal­ly gene­tic part in it: the coun­ter-memo­ri­al does not mere­ly point to tim­e­l­ess hor­rors of the con­se­quen­ces of war­fa­re, but leans on a visu­al voca­bu­la­ry estab­lished in Holo­caust memo­ri­als: The “suf­fe­ring men” who wrig­gles with pain (and fear) on eye-level with the war­ri­ors, look like “musel­men”, the com­ple­te­ly debi­li­ta­ted and immi­se­ra­ted inma­tes of the Nazi con­cen­tra­ti­on camps. In its ico­no­gra­phy, the coun­ter-memo­ri­al belongs to the gene­ra­ti­on of monu­ments which coer­ce the view­er, the public to find and ans­wer, not pro­vi­ding one them­sel­ves, eit­her in being abs­tract or — as here — by visua­li­zing death and dis­ap­pearance in any but heroic form 5. It is this fea­ture, using a visu­al code depen­ding not only abs­tract­ly on hind­sight but on con­cre­te know­ledge about what such hero­ism-pro­pa­gan­da did help to bring about, tog­e­ther with the effec­ti­ve pla­cing which ren­ders impos­si­ble “com­me­mo­ra­ti­on cere­mo­nies, at which the plaques are not noti­ced”, which indi­ca­te to a spe­ci­fic gene­tic thin­king below it, try­ing to trans­gress the thin­king of the time.

Anmer­kun­gen /​ Refe­ren­ces
  1. Cf. https://​onmo​nu​men​ta​ve​.com/​b​l​o​g​/​2​0​1​7​/​1​1​/​2​0​/​a​n​-​a​v​e​n​u​e​-​f​o​r​-​f​o​r​-​a​l​l​-​p​e​o​p​l​e​-​h​o​w​-​a​r​t​h​u​r​-​a​s​h​e​-​c​a​m​e​-​t​o​-​m​o​n​u​m​e​n​t​-​a​v​e​nue []
  2. Pho­to by 1970gemini in der Wiki­pe­dia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0, https://​com​mons​.wiki​me​dia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​1​9​5​2​3​318[]
  3. See http://​denk​mal​ham​burg​.de/​k​r​i​e​g​e​r​d​e​n​k​m​a​l​-​a​n​-​d​e​r​-​s​t​-​j​o​h​a​n​n​i​s​k​i​r​c​he/  []
  4. Cf. Koselleck, Rein­hart (1996): Krie­ger­denk­mä­ler als Iden­ti­täts­stif­tun­gen der Über­le­ben­den. In: Odo Mar­quard und Karl­heinz Stier­le (Hg.): Iden­ti­tät. 2., unver­änd. Aufl. Mün­chen: Fink (Poe­tik und Her­me­neu­tik, 8), S. 255 – 276; p. 261f []
  5. Cf. Koselleck, Rein­hart (1994): Ein­lei­tung. In: Rein­hart Koselleck und Micha­el Jeis­mann (Hg.): Der poli­ti­sche Toten­kult. Krie­ger­denk­mä­ler in der Moder­ne. Mün­chen: Fink (Bild und Text), S. 9 – 20, here p. 20 []
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Blogbeitrag zu unseren Projekt “Histogames”

26. August 2019 Andreas Körber Keine Kommentare

Auf “Raging­Te­a­Par­ty” ist heu­te ein Blog­bei­trag der Stu­die­ren­den Jose­phi­ne Hoberg (Josy) zum zwei­se­mes­tri­gen, vom Arbeits­be­reich Public Histo­ry (Fach­be­reich Geschich­te, Fakul­tät für Geis­tes­wis­sen­schaf­ten) und der Geschichts­di­dak­tik (Fakul­tät für Erzie­hungs­wis­sen­schaft) gemein­sam gestal­te­ten Koope­ra­ti­ons­pro­jekt “His­to­ga­mes” erschie­nen. Der Arti­kel mit dem Titel “Pro­jekt ‘His­to­ga­mes’: Video­spie­le im Geschichts­un­ter­richt” ist hier zu fin­den.

Das Pro­jekt His­to­Ga­mes wird geför­dert vom Lehr­la­bor L3Prof der Uni­ver­si­tät Ham­burg. In die­sem Pro­jekt leh­ren Dr. Dani­el Gie­re, Alex­an­der Buck und Dr. Nico Nol­den, der das Pro­jekt auch koor­di­niert. Die Pro­jekt­lei­tung haben Prof. Dr. Thors­ten Log­ge und Prof. Dr. Andre­as Kör­ber.

Vgl. dazu auch fol­gen­de älte­re Artikel:

  1. Nol­den, Nico (31.10.2018/5.11.2018): “Geschichts­di­dak­tik und Public Histo­ry in Ham­burg ent­wi­ckeln Hand­rei­chun­gen zu Geschich­te in digi­ta­len Spie­len zusam­men mit dem AKGWDS” in: gespielt.
  2. Buck, Alex­an­der; Kör­ber, Andre­as (26.11.2018): His­to­Ga­mes im Unter­richt?! in die­sem Blog.

Reihenherausgeberschaft

30. Juni 2019 Andreas Körber Keine Kommentare

Log­ge, Thors­ten; Kör­ber, Andre­as; Weber, Tho­mas (2019ff (i. Vorb.)). Medi­en der Geschich­te. Ber­lin: De Gruy­ter [Rei­he].